Auf die Ringerriege Einsiedeln wartet am Samstagabend eine enorm schwierige Aufgabe. Sie gastiert bei Willisau, dem Topfavoriten auf den Meistertitel.
W.S. Wenn der Kampfrichter am Samstagabend um 20 Uhr in der topmodernen Sporthalle Willisau den Match im Leichtgewicht anpfeift, dann stehen sich der haushohe Favorit Willisau und Underdog Einsiedeln gegenüber. Dass Einsiedeln als Aussenseiter ringen kann, hat das Team gegen Meister Kriessern bewiesen. Es hielt den Match nach einer starken ersten Hälfte bis zum letzten Kampf offen. Doch am Ende strichen die Rheintaler ihre Belohnung mit zwei gewonnenen Punkten ein, derweil Einsiedeln leer ausging. So blieb hier ein Pünktchen liegen, dort ging ein Zähler an den Gegner – das summierte sich. Fehlende Effizienz könnte man sagen. Einsiedelns Trainer Urs Bürgler will mit seinem Team in dieser Begegnung von Beginn weg mitreden. «Wir wollen mutig ringen und so Willisau das Leben möglichst schwer machen.» Sein Team hat nämlich durchaus Qualität und deshalb sehen Ringerkenner die Sache nicht ganz chancenlos. Doch bei Einsiedeln stellt sich die bange Frage, ob die zuletzt Verletzten wieder zur Verfügung stehen oder ob sie für wichtigere Begegnungen geschont werden. Seit dem letztjährigen Halbfinal als Einsiedeln gegen Willisau den Final um nur gerade zwei Pünktchen verpasst hat, ist bei den Luzernern einiges passiert. Das Gesicht das Kaders hat sich bei ihnen gewandelt, neue Köpfe sind hinzugestossen. Die Willisauer sind hungrig und motiviert wie eh und je. Sie peilen nach einem vierjährigen Unterbruch den Titelgewinn an. Das Team verfügt über immense Qualitäten in allen Gewichtsklassen und in beiden Stilarten.
Wenn David auf Goliath trifft, sind die Rollen eigentlich klar verteilt. Der Underdog steht vor der scheinbar unlösbaren Aufgabe, den scheinbar übermächtigen Gegner zu bezwingen, was im Sport immer wieder vorkommt. Dazu braucht es vor allem Mut, List, Selbstvertrauen und viel Glück. Das Schlimmste für Einsiedeln wäre sicher, wenn der Rückstand in der Pause zu gross ist.
Willisau hat sich zum Ziel gesetzt, jeden Gegner zu schlagen. Das ist nach den wunschgemässen Verstärkungen und der Rückkehr von verletzten Ringern ihr Anspruch. Dennoch gibt sich Trainer Thomas Bucheli zurückhaltend: «Wir werden Einsiedeln keinesfalls unterschätzen, denn wir haben in den letzten beiden gegen dieses schwer auszumachende Team zwei schmerzliche Niederlagen eingesteckt.»
Trotz der eindeutigen Vorzeichen für Willisau hat der Sport bekanntlich seine eigenen Gesetze und bringt immer wieder Überraschungen hervor. Warum nicht am Samstagabend? Einsiedeln kann völlig unbelastet in dieses Duell steigen, vielleicht ist das ein Vorteil. Wer weiss, wie sich dieser Fight entwickelt. Der Druck liegt bei den Gastgebern. Urs Bürgler zeigt sich auch kämpferisch, angesprochen auf eine mögliche Überraschung. «Man muss immer an ein Wunder glauben. Es ist ein Match und wir beginnen bei 0:0.»
Die Einsiedler Ringer hoffen in der Hölle des Löwen auf zahlreiche Unterstützung zählen zu können.
Werner Schönbächler