Einsiedler Ringer lagen bis kurz vor Schluss in Führung

Die Ringerriege Einsiedeln hat im Halbfinal-Hinkampf daheim zwar den Sieg verpasst, aber ein ehrenwertes Ergebnis geliefert. Erst in den beiden letzten Duellen konnte der haushohe Favorit Willisau den Match zu seinen Gunsten drehen. Spektakuläre Duelle, Spannung pur, starke Emotionen – das waren die Facetten dieser Begegnung.

W.S. Mit einem grossen Ringerabend ging der erste Halbfinal-Kampf in der Sporthalle zu Ende. Das Duell zwischen der Ringerriege Einsiedeln und Serienmeister Willisau mobilisierte 550 Zuschauer. Die Einsiedler Ringer kämpften voller Leidenschaft und haben alles aus sich herausgeholt. Doch es reichte trotzdem nicht. Willisau erwies letztlich als das ausgeglichenere Team. Dem mit Kaderathleten nur so gespickten Team machten die Einheimischen das Leben aber schwer. «Der eine oder andere Kampf hätte nur ein bisschen mehr für uns laufen müssen», befand Trainer Urs Bürgler.

Guter Start

Bereits im ersten Kampf stand die Halle Kopf. Alexander Golin und Hotak Abdul Rashid sorgten für Stimmung. Mit beherzten Angriffen punktete Golin gegen den gefährlichen Gegner immer wieder und lag mit seiner gewählten Taktik der Nadelstiche am Schluss goldrichtig. Nachdem er 6:0 vorne lag, gelang ihm ein Schultersieg. Damian von Euw musste im Schwergewicht die Klingen mit dem körperlich überlegenen Delia Alishahi die Klingen kreuzen. Er zeige gegen den bärenstarken Gegner einen taktisch klugen Kampf. Seine bitzschnell vorgetragenen Angriffe brachten ihm eine 7:5 in Führung ein. Alishahi verlor dabei die Nerven und wurde nach zwei Regelverstössen vom Dreimann-Kampfgericht von der Matte gestellt. Dass sich Michel Schönbächler mit seinen 35 Jahren in den Dienst der Mannschaft stellte und mehrere Kilogramm reduzierte, verdient Anerkennung. Bei seiner 9:1-Niederlage gegen Timon Zeder fehlte ihm etwas die Substanz, doch der Mannschaftspunkt war enorm wichtig. Gespannt blickte man dem Duell zwischen Andreas Burkard und dem EM-Zweiten Samuel Scherrer entgegen. Obschon der Willisauer einige Kilogramm schwerer war, ging Burkard clever zur Sache und liess sich nicht überrumpeln. Dabei musste Scherrer sein ganzes Können in die Waagschale werfen, um allmählich Oberhand zu gewinnen. Am Ende unterlag Burkard gegen diesen übermächtigen Gegner ehrenvoll mit 2:14. Lars Neyer stieg mit dosiertem Risiko gegen

Konterringer Patrick Kurmann in den Fight, bevor er richtig loslegte. Er brachte die entscheidenden Aktionen durch und lag beim Schlussgong mit 9:0 vorne. Zur Pause führte Einsiedeln entgegen den Erwartungen völlig überraschend mit 13:6.

Willisaus Finish

Davide Stanisci, der nach seiner ausgerenkten Schuler vor Beginn der Meisterschaft erstmals dabei war, kämpfte mit angezogener Handbremse. Am Ende musste er gegen Daniel Häfliger mit 3:0 in die Röhre gucken. Aus taktischen Gründen wurde Kay Neyer im Greco ein Gewicht tiefer als bisher eingesetzt. Dass er auch diesen Stil vorzüglich beherrscht, musste Mathias Martinetti erfahren. Es gelang ihm, viele Angriffe des Wallisers im Dienste von Willisau im Keime zu ersticken und selber zu punkten. Mit 9:3 erfüllte er die Pflicht auf souveräne Art. Gewohnt sicher trat Mansur Mavlaev auf, der auch in seinem 34. Kampf in Serie gegen Yves Neyer ungeschlagen gab. Er liess überhaupt nichts anbrennen und hatte am Ende mit einer Reihe von Hebern und Durchdrehern 15 Punkte Vorsprung für die technische Überlegenheit zusammen (18:2). Vor den beiden letzten Duellen lag Einsiedeln mit 17:13 vorne. Das internationale Bürderpaar Willisau Tobias und Michael Portmann machte grossen Druck. Es war nicht verwunderlich, dass sie die Punkte schrieben. So siegte Tobias Portmann gegen Jan Neyer technisch überhöht und stellte damit für sein Team den Ausgleich her. Michael Portmann, der EM-Fünfte an den diesjährigen U23-Weltmeisterschaften, liess gegen Jan Walker unter dem Jubel der vielen Willisauer Anhänger einen weiteren Höchstsieg folgen.

Am Ende ist die Rechnung für Willisau aufgegangen, doch Einsiedeln konnte über weite Strecken mithalten und war alles andere als Kanonenfutter. «Wir haben das Beste aus unseren Möglichkeiten herausgeholt und waren konkurrenzfähig», stellte Urs Bürgler mit Freude fest.

Einsiedeln machte vieles richtig, brach aber am Ende gegen den übermächtige Gegner ein. Es was schon ein wenig bitter, mit leeren Händen dazustehen zu müssen. Doch muss auch gesagt werden, dass es schwierig ist, gegen Willisau Lösungen zu finden. Die Einsiedler Ringer konnten trotz der Niederlage erhobenen Hauptes die Matte verlassen.

Rückkampf in einer Woche

Die Ringerriege Einsiedeln kann trotz der Niederlage für den Rückkampf auf dieser Leistung aufbauen. Dafür müssen sie nach Willisau reisen. In der Hölle des Löwen werden rund 1’000 Zuschauende erwartet. Auch wenn Einsiedeln der Underdog ist, werden die Ringer ihr Bestes geben und versuchen, alles aus sich herauszuholen. Dabei werden in den Gewichten die

Stilarten gewechselt, was wohl in beiden Teams zu Veränderungen in der Aufstellung führen wird.

Resultatübersicht

57 kg: Alexander Golin – Hotak Abdul Rashid 4:0

61 kg: Michel Schönbächler – Timon Zeder 1:3

65 kg: Lars Neyer – Patrick Kurmann 3:0

70 kg: Kay Neyer – Mathias Martinetti 3:1

75 kg: Jan Neyer – Tobias Portmann 0:4

75 kg: Jan Walker – Michael Portmann 0:4

80 kg: Yves Neyer – Mansur Mavlaev 1:4

86 kg: Davide Stanisci – Daniel Häfliger 0:2

97 kg: Andreas Burkard – Samuel Scherrer 1:3

130 kg: Damian von Euw– Delian Alishahi 4:0

Einsiedeln – Willisau 17:21

Kriessern – Freiamt 21:14

Werner Schönbächler