Zwei Duelle, die alles entscheiden werden
Brunnen empfängt im ersten Duell in der Barrage Einsiedeln und setzt auf eine brodelnde Halle vor eigenem Publikum. Da dieses Kantonalderby schon immer seine eigenen Gesetze hatte, sind die Ringer-Götter auf beiden Seiten nervös.
W.S. An diesem Wochenende blickt die schweizerische Ringer-Szene gespannt nach Brunnen. Wenn die Ringerriege Brunnen am Samstagabend in der Sporthalle (Kampfbeginn, 20 Uhr) Einsiedeln empfängt, sind spektakuläre Kämpfe auf der Matte garantiert. Brunnen hat nach dem Abstieg vor drei Jahren intensiv und hoch konzentriert gearbeitet. Das Team steigt voller Adrenalin in das Duell und hat gute Aussichten, in die NLA aufsteigen zu können. Doch lässt das Einsiedeln einfach so geschehen?
Unterschiedliche Vorgaben
Brunnen surfte beinahe ausser Konkurrenz dem Aufstiegskampf entgegen. Die seltene Niederlage gegen Weinfelden wurde zur Kenntnis genommen und wie ein eigenartiges vorsintflutliches Insekt untersucht. Eine logische Erklärung dafür gab es nicht. Das in fast allen Gewichtskategorien ausgeglichen besetzte Team steckte diesen Ausrutscher problemlos weg.
Die Ringerriege Einsiedeln wusste nach dem verletzungsbedingten Ausfall einiger Tenöre, dass sie auf dem letzten Platz enden und der Barrage um den Verbleib in der NLA nicht entkommen wird. Niederlagen spielten so gesehen während der fast ganzen Qualifikation keine Rolle. Die Einsiedler surften sozusagen ausser Konkurrenz dem letzten Platz entgegen, was bitter war. Brunnen und Einsiedeln sind zwar unterschiedlich und doch etwas ähnlich. Beides sind sogenannte «Lift-Mannschaften». Eigentlich zu gut für die NLB, aber doch nicht gut genug für die NLA. Es sind mental, robuste, zähe, oft erstaunlich talentierte Kämpfer am Werk, die auch gegen erprobte NLA-Ringer bestehen können. Man weiss auch bestens, wie man mit einem Abstieg umgehen muss. Deshalb ist ein Scheitern für beide kein Weltuntergang. Im Gegenteil: Man will und kann sich eine Liga tiefer neu orientieren und alles Schlechte ad acta legen. Die Neuorientierung ist Brunnen geglückt. Das Team ist in dieser Saison so richtig in Fahrt gekommen. Anders sieht es bei Einsiedeln aus. Wenn Niederlagen wochenlang keine Krise und Polemik auslösen, geht der Instinkt für Sieg und Niederlage auch verloren.
Es wird eng
Im November wird im Ringen Jahr für Jahr das gleiche Ritual zelebriert. Das NLA-Schlusslicht wird vom NLB-Meister gewarnt. Wie der Hirtenjunge, der warnend ruft: «Der Wolf kommt!»
Bei Einsiedeln hörte man schon in den letzten Jahren hin, als das Team vom Wolf gewarnt wurde. Es konnte aber den Ligaerhalt schaffen. Doch beide Mal war das Team in einer besseren Verfassung als heute. Deshalb könnte diesmal der Wolf kommen. Denn bei Einsiedeln ist die Gefahr erheblich, dass sich alle ans Verlieren gewöhnen und nicht davon lassen können. Von einem harmonischen Untergang will Einsiedelns Trainer René Buchmann allerdings nichts wissen: «Wir werden alles in die Waagschale werfen, um den Verbleib in der NLA zu schaffen.» Doch realistisch gesehen, wird es für Einsiedeln sehr schwer, am Samstagabend auswärts erfolgreich zu sein. Es ist denn auch Buchmann, der ruft: «Der Wolf kommt!» Diesmal sollte die Warnung von allen Klubbeteiligten ernstgenommen werden.
Unterstützung ist gefragt
Die Leistungsdifferenz zwischen den NLB-Spitzenmannschaften und dem Letzten der NLA ist heute so gering wie nie zuvor. Es macht ganz den Anschein, dass Brunnen stark genug ist, um gegen Einsiedeln gewinnen zu können. Doch der Tabellenplatz allein gewinnt keinen Match. Und man kann es nicht genug wiederholen: Ringen ist ein unberechenbarer Sport, bei dem es keine Logik gibt. Einsiedeln hat sich in den beiden letzten Jahren gerettet. Doch um diesmal erfolgreich zu sein, ist eine struppig-grimmige Bissigkeit gefragt. Eins ist klar: Die Ringer-Götter werden den Fans ein äusserst brisantes Kantonalderby zwischen zwei äusseren so verschiedenen und innerlich doch gleichen Teams bescheren.
Die Einsiedler Ringer hoffen bei dieser schwierigen Aufgabe auf zahlreiche Unterstützung in der Sporthalle Brunnen (Beginn, 20 Uhr) zählen zu dürfen.
Werner Schönbächler