Sense dürfte Einsiedeln gehörig auf den Zahn fühlen
Nachdem Sense NLB-Meister geworden ist, könnte es für Einsiedeln ganz eng für den Verbleib in der NLA werden. Die Begegnung verspricht in der Sporthalle viel Spannung und viele Emotionen.
W.S. Im Dezember wird im Ringen Jahr für Jahr das gleiche Ritual zelebriert. Der Letzte der NLA wird vom Ersten der NLB gewarnt wie der Hirtenjunge vor dem Wolf. Bis letztes Jahr hat fast niemand hingehört, wenn vor dem Wolf gewarnt wurde. Doch im Dezember 2013 hat mit Brunnen nach vielen Jahren zum letzten Mal ein NLA-Team in der höchsten Kampfklasse seinen Platz verloren. Damals schaffte die Ringerriege Einsiedeln mit zwei überzeugenden Siegen gegen Brunnen den Aufstieg. Diese Statistik ist zwar für Einsiedeln eine Art Beruhigungspille. Wenn also jetzt jemand vor der Ligaqualifikation warnt, glaubt es ohnehin kaum jemand. Doch gerade diese Haltung ist gefährlich. Aber diesmal könnte der Wolf kommen und Einsiedeln in Gefahr bringen. Die Anspannung und Nervosität im Einsiedler Lager ist denn auch entsprechend gross.
Ganz knapp
Sense hat im NLB-Final die beiden Begegnungen hauchdünn gegen Brunnen zweimal mit 19:18 gewonnen. Einsiedelns Trainer René Buchmann ist davon etwas beunruhigt. „Sense ist in den Gewichten äusserst ausgeglichen besetzt und kann gleich mehrere Ringer einsetzen. In den mittleren Gewichten machen junge Wettkämpfer gehörig Druck.“ Das Team hat sich mit viel Engagement auf die Mannschaftsmeisterschaft vorbereitet und nun reichlich geerntet. Den Freiburgern ist es gelungen, mit Hergiswil starke Austauschringer zu angeln. „Mir ist weiter aufgefallen, dass sie taktisch sehr diszipliniert kämpfen und über eine solide Grundtechnik verfügen“, sagt der Einsiedler Coach weiter. Das Team strotze nach einer längeren Erfolgsserie nur so von Selbstvertrauen. Die lustlose Hektik der letzten Jahre ist einer ruhigen Zuversicht gewichen. „Die Ringer des NLB-Meisters sind gegen uns besonders motiviert. Als Underdog wollen sie uns natürlich eins auswischen“, warnt Buchmann. Sie sind kämpferisch aber nicht derart gefordert worden, wie Einsiedeln in der NLA. Aber sie werden versuchen, diesen Mangel mit viel Leidenschaft wettzumachen. Sie werden frisch von der Leber weg ringen. Es ist René Buchmann, der seinen Ringern ruft:“Achtung, der Wolf kommt.“ Und eine solche Warnung darf nie in den Wind geschlagen werden, sondern muss auf jeden Fall ernstgenommen werden, obschon der Wolf eher selten erscheint. Dennoch ist es dem ehemaligen Erfolgstrainer von Sense zuzutrauen, dass er die richtige Taktik des Kontrahenten an sich kennt. Doch die Frage bleibt: Gegen welches Sense? „Ich habe Freunde im Sensebezirk, die den Verein genau verfolgen. Und die sprechen davon, dass sie im Vergleich zur Partie gegen Brunnen Wechsel vornehmen können“, sagt Buchmann. Obschon er auf seinen Stammklub trifft, kennt er keine Sentimentalitäten. „Jeder Punkt ist im Hinblick auf den Rückkampf wichtig.“
Bisante Duelle
Weiter sorgt die Vorgeschichte für eine besonders brisante Affiche im Duell zweier Teams auf Augenhöhe. Es war schon immer ein Match der ganz speziellen Art. Zu den Blütezeiten wurden die Begegnungen nicht selten von mehreren hundert Zuschauern in der Sporthalle Brüel verfolgt und erregte manchmal die Gemüter. Sie lieferten damals Gesprächsstoff an Beizentischen. Nicht auszudenken, wenn damals schon der eingeführte Modus gewesen wäre. Leider wurde diese Partie auf höchstem Niveau entkernt. Die beiden Teams sind im letzten Jahrzehnt zu gewöhnlich geworden. Sie spielen keine Rolle mehr, wenn der Titel vergeben wird. Viele Ringerfreunde dürften sich sagen.“Ach, wenn es doch nur wieder diese Ringermatches wie damals in 80- und 90-er Jahren geben würde.“ „Ich erwarte einen Abnützungskampf auf einem hohen Level und mit grosser Intensität“, ist Buchmann überzeugt. In der kampflosen Zeit während der letzten zwei Wochen haben die Einsiedler Ringer körperlich und im technischen Bereich hart gearbeitet. Buchmann fordert von seinen Ringern, dass sie mit viel Kampfgeist an die Sache herangehen. Wenn vor dem schwierigen Auswärtskampf am Sonntag, 7. Dezember, im freiburgischen Schmitten ein Sieg her muss, müssen die Einsiedler alles auf eine Karte setzen und dennoch mit Köpfchen kämpfen. Gelingt nämlich ein Sieg, wären dies sogenannte Big Points auf dem Weg zum NLA-Ligaerhalt. Alles andere, als eine leichte Sache.
Unterstützung ist gefragt
Die Einsiedler hoffen bei ihrem nicht leichten Auftritt von morgen Samstagabend in der Sporthalle Brüel (Beginn, 20 Uhr) auf die Unterstützung vieler Zuschauer zählen zu dürfen. (Siehe Inserat).
Werner Schönbächler