Einsiedler Ringer blieben gegen den Meister chancenlos
Die Ringerriege Einsiedeln unterlag gegen den amtierenden Meister Hergiswil deutlich mit 12:27. Die erwartete Antwort nach den beiden Startniederlagen ist ausgeblieben.
W.S. Nach zwei Niederlagen der Ringerriege Einsiedeln fragten sich viele, was man nun anstellen müsse, um aus dem Tabellenkeller herauszukommen. Diese Frage stellte sich wohl auch Einsiedelns Trainer René Buchmann. „Wir drehten uns bei den Niederlagen gegen Freiamt und Willisau in einer Negativspirale und das Wettkampfglück war uns nicht immer hold“, haderte Buchmann. Dass ausgerechnet gegen Meister Hergiswil die Wende herbeigeführt werden könnte, durfte aber nicht erwartet werden. Das Team musste schon vor Beginn einen Dämpfer hinnehmen. Mit Patrick Dähler und Lukas Schönbächler mussten zwei verletzungsbedingte Ausfälle hingenommen werden, die nicht kompensiert werden konnten. Die grössere Ausgeglichenheit gab letztlich den Ausschlag zugunsten von Hergiswil. Auch wenn der Unparteiische nicht immer die beste Hand hatte, war der Sieg der Gäste auch in dieser Höhe absolut verdient. Die Einsiedler hatten einfach zu wenig zu bieten und machten für den Sieg teilweise zu wenig.
Die Affiche Meister gegen Liganeulig erwies sich als trügerisch. Hergiswil wollte unbedingt einen Sieg und trat mit der bisher stärksten Formation an. Bei Einsiedeln erlebte Lorenz Schönbächler die Feuertaufe in der höchsten Kampfliga.
Alle wunderten sich
Zum Auftakt wurde Dany Kälin zu Beginn von seinem Widersacher Patrick Rölli überrannt und konnte die verlorenen Wertungspunkte auch mit einem starken Finish nicht mehr wettmachen. Sven Neyer, der gegen Julius Kurmann einen Rückstand einhandelte, drehte den Spiess noch um und kam zu einem 19:4- Sieg durch technische Überlegenheit. Obschon sich Lorenz Schönbächler gegen den Internationalen Thomas Wisler mit allen Mitteln wehrte, konnte er die Niederlage nicht verhindern. Viel Freude bereitete der Auftritt von Roger Schatt, der in einem über weite Strecken hartumkämpften Duell Schweizermeister Benno Jungo alles abverlangte und immerhin einen Punkte ins Trockene brachte. Ebenfalls kein Erfolgserlebnis wollte Jan Neyer gelingen. Im 65-Kilo Freistil setzte sich der erfahrene Marco Hodel mit zunehmen Kampfdauer immer mehr durch und kam gar zu einem Schultersieg.
Bei Halbzeit lag Einsiedeln bereits mit 6:15 zurück und durfte sich keine Siegeshoffnungen machen.
Sensationeller Flück
Auch nach der Pause kamen die Einsiedler nicht vom Fleck. Im 86-Kilo-Greco stand Bruno Flück auf verlorenem Posten, was allerdings gegen den einstigen Weltklasseringer Akos Korica keine Schande ist, zumal der Kampf über die volle Zeit lief. Der Sieg ging letztlich verdient mit 9:0 an Korica. Nach dieser Niederlage ging es für Einsiedeln lediglich noch um Resultatkosmetik. Die Ringer merkten wohl, dass an diesem Abend nichts mehr zu holen ist. Doch im Sport ist es nie einfach, frühzeitig zu zelebrieren, was sich die Luzerner Hinterländer hinter die Ohren schrieben. Andreas Burkard, der bereits gegen Willisau eine starke Leistung gezeigt hatte, trat gegen den NLA-erprobten Raphael Kaufmann an und unterlag nach einem spannenden und äusserst intensiven Kampf mit 10:9. Schade, dass er zu Beginn einige unnötige Punkte liegen liess. Michel Schönbächler bekam die rauhere Gangart der NLA ein erstes Mal so richtig zu spüren. Er bezog gegen den taktisch ausgezeichnet eingestellten Martin Grüter nach einem spannenden Kampf eine letztlich zu hohe 13:3-Niederlage. Yves Neyer fuhr nach blitzschnell vorgetragenen Angriffen gegen Philippe Kunz einen 20:7- Sieg ein und verhinderte damit eine Kanterniederlage.
Jürg Betschart musste seinen Kampf Patrick Stadelmann abgeben, was allerdings keinen grossen Einfluss mehr auf das Gesamtergebnis hatte. Immerhin brachte er gegen den Olympiakandidaten einen Punkte zustande.
Es war ein starker und abgeklärter Auftritt der Hergiswiler Ringer, die nicht nur sportliche Qualität, sondern auch bemerkenswerte Nervenstärke bewiesen haben. Trotz der verletzungsbedingten Absenzen von Martin und Thomas Suppiger durften die Gäste nicht mit einem derart hohen Sieg rechnen. Mit einigen Kämpfen zeigte sich Einsiedelns Trainer René Buchmann zufrieden. „Aber mit unserem schmalen Kader konnten wir gegen die topeingestellten Gäste nicht viel mehr herausholen. Hergiswil hat uns die Defizite schonungslos aufgezeigt.“
„Die Einsiedler haben in den knapp ausgegangen Duellen die entscheidenden Punkte nicht geholt, was die Ursache der bitteren Niederlage ist. Im taktischen Bereich muss in den Trainings weiter hart gearbeitet werden“, meinte Einsiedelns Co-Trainer Stoyan Dobrev.
Die Einsiedler Ringer müssen einfach kapieren, dass in der höchsten Kampfklasse alles etwas schneller geht und ständige Konzentration das A und O ist. Die Stimmungslage bei den Einsiedler Ringern war durchmischt. „Das Resultat schmerzt. Wir haben einfach wieder zu viele individuelle Fehler gemacht und uns so selber aus dem Rennen genommen“, sagte Schwergewichtler Sven Neyer. Er wollte den Abend aber nicht als Desaster gewertet wissen. Die Frage ist nur, wie man diese Niederlage einordnet. Als Vorbote weiterer Niederlagen oder als Lehrstück? Wichtig ist, dass die Einsiedler die Köpfe nicht hängen lassen und sich weiter gut auf die Begegnungen vorbereiten.
Resultatübersicht:
57 kg: Dany Kälin – Patrick Rölli 1:2
61 kg: Lorenz Schönbächler – Thomas Wisler 0:4
65 kg: Jan Neyer – Marco Hodel 0:4
70 kg: Michel Schönbächler – Martin Grüter 1:3
74 kg: Yves Neyer – Philippe Kunz 3:1
74 kg: Jürg Betschart – Patrick Stadelmann 1:3
80 kg: Andreas Burkard – Raphael Kaufmann 3:1
86 kg: Bruno Flück – Akos Korica 0:3
97 kg: Roger Schatt – Benno Jungo 1:4
120 kg: Sven Neyer – Julius Kurmann 4:1
Einsiedeln – Hergiswil 12:27
Freiamt – Willisau 8:25
Schattdorf – Kriessern 18:21
Tabelle:
- Willisau 6 P., 2. Kriessern 5 P., 3. Hergiswil 4 P., 4 Freiamt 3 P., 5. Schattdorf 0 P., 6. Einsiedeln 0 P.
Auswärts gegen Kriessern
Am nächsten Samstagabend hat die Ringerriege Einsiedeln auswärts gegen Kriessern anzutreten. Die Rheintaler haben einen ausgegzeichneten Start erwischt und liegen mit fünf Punkten auf dem zweiten Platz. Das Team ist ausgeglichen besetzt und zählt zu den Anwärtern auf den Titelgewinn. Mehr Einzelheiten sind der Freitagsausgabe zu entnehmen.
Werner Schönbächler