Wohl dem, der das breitere Kader hat. Freiamt kam nicht zuletzt deswegen nach einer ausgeglichenen ersten Halbzeit zu einem deutlichen Sieg.
W.S. Die Ungewissheit war gross, mit welcher Aufstellung die beiden Teams antreten würden. Da die Würfel um die Teilnahme für die Playoffs bereits in der letzten Runde gefallen waren, vermisste man in beiden Teams bekannte Namen. Trotz der klaren Rollenverteilung hielt Einsiedeln so gut wie möglich dagegen. Auch wenn es um nichts mehr ging, wurde beidseits noch etwas Gift und Galle versprüht. Daneben gab es einige Provokationen und kleinere Scharmützel. Am Ende hatte Freiamt die Nase vorn. Vor 300 Besuchern wurde die Begegnung lange Zeit ihren Erwartungen gerecht. Das lag vor allem daran, dass junge Athleten für die Musik sorgten.
Ausgeglichener Beginn
Zum Auftakt gab Stone Perlungher gegen Mike Schweizer von Beginn weg den Ton und führte nach der ersten Runde mit 7:0. Er baute den Vorsprung weiter aus und konnte seinen Kontrahenten in der zweiten Runde schultern. Dabei zeigte er, dass er sich als Freistiler auch im Greco-Stil gut auskennt. Postwendend doppelte Sven Neyer nach. Dabei musste er allerdings gegen Roman Zurfluh alles auf eine Karte setzen und Schwerstarbeit verrichten. Es gelang ihm kurz vor Ende der 2:2 Ausgleich. Da er sich den letzten Punkt holte, blieb er glücklicher Sieger. Klar dominierte River Perlungher bis 61 Kilogramm Tim Schreiber. Er liess den Freiämtler nicht gross zum Zuge kommen und gewann mit 7:1. Sein Gegner kam mit dem Schlussgong noch zu einer Wertung. Beim Duell zwischen Louis Gugolz und Nikita Gerasymenko ging es drüber und drunter. Der Ukrainer holte schnell eine Führung heraus, konnte aber eine Schulterniederlage gerade noch verhindern und seinerseits erfolgreich kontern. Gugolz konnte sich nicht mehr in die Verteidigung retten und wurde geschultert. Jan Neyer vermochte dem Alt-Internationalen Randy Vock nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen. Mit 11:0 konnte er der Höchststrafe gerade noch entgehen. Damit hatte beide Mannschaften bei Halbzeit je neun Punkte auf ihrem Konto.
Freiamts Trümpfe
Dann trafen Tanguy Darbellay und Andreas Burkard, die sich aus vielen Begegnungen bestens kennen, aufeinander. Nachdem der Walliser im Dienste der Aargauer nach drei Minuten mit 10:0 führte, konnte Burkard nicht mehr reagieren und wurde technisch überhöht (18:1) besiegt. Immerhin brachte er einen Mannschaftspunkt ins Trockene. Das Gewichtshandicap von Lars Neyer gegen den einstigen rumänischen Weltklasse- und Bundeligaringer machte sich bald einmal bemerkbar. Bucur trat entschlossen auf, griff unablässig an, bis er seinen Sieg durch technische Überlegenheit (16:0) zusammenhatte. Einen fürs Publikum spannnenden Kampf boten Yves Neyer und Joel Meier, die sich als Freistiler auch im Greco bestens zurechtfanden und herrliche Würfe ausführten. Neyer kam nach einem verhaltenen Start immer besser in Fahrt und triumphierte am Ende mit 14:6. Sulayman Quaraishi ging gegen Livian Küng mit 5:0 in Führung. In der zweiten Runde quälte er sich trotz Schulterschmerzen durch, konnte aber die unglückliche 8:5-Niederlage nicht verhindern. Damit war die Entscheidung gefallen und der letzte Kampf war nur noch für die Resultatkosmetik und Statistik. Silvan Steinauer, der mit 15 Jahren erstmals zum Einsatz kam, stand vor der Herkulesaufgabe gegen Nino Leutert, einem der besten Mannschaftsringer überhaupt. Er wurde vom Internationalen im Schnellzugstempo mit 15:0 ausgepunktet.
Die Einsiedler blieben am Schluss gegen Freiamt einmal mehr an einer Niederlage hängen. Letztlich haben die Aargauer verdient gewonnen. Wenn immer nötig legten sie einen Zacken zu und hatten das ausgeglichenere Kader. Einsiedeln fehlte es an individueller Qualität, um Freiamt in Nöte zu bringen. Coach Sascha Schmid, der Urs Bürgler vertrat, meinte zum Kampf: «Wir haben alles gegeben und am Ende vier Siege gegen das favorisierte Freiamt herausgeholt.» Wenn man in Betracht zieht, dass Kay Neyer, Jan Walker, Illias Pretetiatko sowie die beiden Austauschringer Jan Faller und Damian von Euw fehlten, durfte nicht mehr erwartet werden.
Heimkampf gegen Willisau
Am nächsten Samstagabend beginnt die Serie der Playoff-Kämpfe. Einsiedeln kann im ersten von zwei Duellen daheim Willisau empfangen. In den beiden Qualifikationsrunden konnten sich die Luzerner zweimal durchsetzen. Einsiedeln hielt aber stark dagegen und verlor nur knapp. Im Rückkampf brachten sie den Serienmeister der letzten Jahre an den Rand einer Niederlage. Die Ringer hoffen, dass sich viele Sportfreunde den nächsten Samstagabend in ihrer Agenda vormerken.
Drei Einsiedler Söldner mit Medaillen
Die Mannschaftsmeisterschaft der Nationalliga B wurde mit Einsiedler Ringern in anderen Teams abgeschlossen. Nachdem Sense im ersten Duell Weinfelden klar besiegt hatte, doppelte das Team im Rückrundenkampf nach und holte mit 23:13 den Meistertitel. Bei den Freiburgern waren die beiden Austauschringer Alexander und Gino Gugolz im Einsatz. Wesentlichen Anteil an diesem Erfolg hatte der gebürtige Grosser Dany Kälin, der im Sensebezirk lebt und das Team seit seiner diesjährigen Verletzung trainiert. Nachdem Brunnen im Hinkampf gegen Tuggen den Kürzeren zog, konnten die «Kurörtler» das Blatt mit 23:15 zu ihren Gunsten wenden und die Bronzemedaille gewinnen. Beim Siegerteam war Wesal Akbari ein fleissiger Punktesammler, konnte er doch all seine Kämpfe für sich entscheiden. Robin Biederer belegte mit Tuggen den undankbaren vierten Rang. Sein Leistungsausweis darf sich aber mit sechs Siegen und zwei Niederlagen sehen lassen.
Resultatübersicht:
(G=griechisch-römischer Stil; F = Freistil)
57 kg (G): Mike Schweizer – Stone Perlungher 0:4
61 kg (F): Tim Schreiber – River Perlungher 1:3
65 kg (G): Randy Vock – Jan Neyer 3:0
70 kg (F): George Bucur – Lars Neyer 4:0
75 kg (G): Livian Küng – Suluyaman Quraishi 2:1
75 kg (F): Nino Leutert – Silvan Steinauer 4:0
80 kg (G) Joel Meier – Yves Neyer 1:3
86 kg (F): Tanguy Darbelley – Andreas Burkard 4:1
97 kg (G): Nikita Gerasymenko – Louis Gugolz 4:0
130 kg (F): Roman Zurfluh – Sven Neyer 1:2
Freiamt – Einsiedeln 24:14
Kriessern – Schattdorf 26:11
Willisau – Oberriet 28:7
Tabelle: Nach Abschluss der Qualifikation
1. Willisau, 18 P., 2, Kriessern, 16 P., 3. Freiamt, 14 P., 4. Einsiedeln, 8 P., 5, Schattdorf, 2 P., 6. Oberriet, 2 P.
Werner Schönbächler