Schattdorf jubelte auch im zweiten Derby
Die Ringerriege Schattdorf führte im Duell der beiden am Ende stehenden Teams die etwas feinere Klinge und gewann ein Duell, das bis zum achten von zehn Duellen ausgeglichener war, als es das Resultat ausdrückt, letztlich verdient mit 23:15.
W.S. Der Wind wird langsam eisiger. Der Oktober neigt sich dem Ende entgegen und die Ringklubs sind bestrebt, entweder den Anschluss in der Tabelle nicht zu verpassen oder den eingeholten Vorsprung auszubauen. In der Situation von Schattdorf ist gegen hinten Verwalten und gegen vorne holen, was irgendwie wie möglich ist, angesagt. Einsiedeln sollte unbedingt Punkte holen, sonst wird der November noch eine Spur eisiger und unerfreulicher werden. Der grosse Dichter Goethe lehrt uns: Die Welt urteilt nach dem Schein. Doch die Ringergötter tun dies nicht immer. Deshalb hat Schattdorf am Ende glücklich, aber verdient gewonnen. Einsiedeln ist hingegen in die Tiefgarage der Playouts eingefahren, derweil Schattdorf die Playoffs aus eigener Kraft nicht mehr schaffen kann.
Unterhaltsamer Auftakt
Die Ringerriege Einsiedeln wirkt wie ein überfülltes Wartezimmer, in dem heisst: «Der Nächste bitte!» Der am Knie verletzte Yves Neyer dürfte bis auf Weiteres ausfallen. Weiter standen die beiden erkrankten Lukas Schönbächler und Roger Schatt nicht zur Verfügung und zu guter Letzt hat sich Austauschringer Ueli Bachmann den Arm gebrochen. «Es ist wirklich dramatisch, wie viel Qualität wir verletzungsbedingt nicht auf der Matte haben können», sagt Trainer René Buchmann. Aber gejammert hat er deswegen nicht und einfach das beste daraus gemacht, was gegen Schattdorf zu sehen war. Im untersten Gewicht bis 57 Kilo standen sich Dany Kälin und Stephan Imholz gegenüber. Nach deutlicher Dominanz kam Kälin zu einem Schultersieg. Daniel Inderbitzin, der erstmals auf höchster Ebene im Einsatz stand, vermochte in der ersten Runde noch eingermassen mitzuhalten, unterlag dann aber im Schwergewicht gegen Elisa Kempf auf die Schultern. Gegen Simon kämpfte Greco-Ringer Patrick Dähler im freien Stil zwar verbissen, unterlag aber technisch überhöht. Sven Neyer war völlig von der Rolle. Wohlwissend, dass Michael Jauchs gefährlichste Waffe der Hüfter ist, liess er sich damit erwischen. In der Klasse bis 65 kg setzte sich Michel Schönbächler in einem verbissenen Fight gegen den favorisierten Sven Gamma mit 6:0 durch und sorgte damit nach der kalten Dusche für einen Lichtblick. In der Mannschaftswertung stand es bei Halbzeit 10: 7 für das Gästeteam.
Einsiedelns Aufholjagd
Bisher hat Einsiedeln in der zweiten Hälfte meistens biedere Leistungen gezeigt. Besonders die Darbietung in Hergiswil war blamabel. Umso erstaunlicher war es, dass Einsiedeln nun mit viel Druck startete und folgedessen die Partie ziemlich ausgeglichen war. Nachdem Andreas Burkard in einem zu Beginn umkämpften Duell Lucas Epp technisch überhöht besiegte, war die Stimmung in der Halle zurück, und die Einsiedler hatten Mut getankt. Jan Neyer siegte nach einer taktisch gut geführten Begegnung gegen Renato Kempf mit 4:0 Punkten. Bruno Flück bot gegen den Internationalen Nicolas Christen einen erstaunlichen Kampf und verlor lediglich mit 4:2. Beim Stande von 15:15 musste die Entscheidung in den beiden letzten Kämpfen fallen. Doch Insidern war schon zum vorneherein klar, dass die Entscheidung bereits gefallen war. Nachdem Yves Neyer forfait gab, unterlag der 17-jährige Bennauer Dominik Kälin nach einer kämpferischen Leistung gegen Fabian Epp technisch überhöht.
Trotz der Niederlage Einsiedelns war der Ringsport am Ende ein Gewinner an sich, das waren sich die meisten der 400 Zuschauer einig: Es gab spannende Kämpfe, ein faires Publikum beidseits und phasenweise eine gute Stimmung.
Diese Niederlage scheint für die Ringerriege Einsiedeln in den Qualifikationskämpfen bedeutungslos geworden zu sein, weil sie den fünften Platz wohl nicht mehr erreichen kann. Aber der Schein kann auch trügen. Doch die Ringergötter urteilen wohl eher selten nach dem Schein. Immerhin verstanden es die wacker kämpfenden Einsiedler, den Gegner nicht allzu sehr aufkommen zu lassen. «Das Team hat fast bis zuletzt gepusht, aber letztlich verloren», hielt Einsiedelns Trainer René Buchmann fest und lobte den Einsatz und das Zusammenstehen der Ringer in der gegenwärtig schwierigen Siutation. «Es war für uns ein hartes Stück Arbeit», sagte sein Antipode Michael Jauch. In Einsiedelns Team steckt mehr Substanz, als dass es die derzeitige Tabellenlage zeigt. Aber es gibt eine Faustregel. Wer solche auf Biegen und Brechen geführte Duelle verliert, hat den Reifegrad nicht erreicht. Salopp gesagt, der Ringerriege Einsiedeln wird die Arbeit in den Trainings nicht ausgehen. Immer mehr zeigt sich auch, dass Ringer mit Doppellizenzen so eine Sache sind. Will heissen: Es dürfte an ein Wunder grenzen, wenn die beiden Austauschringer von Rapperswil und Oberriet überhaupt noch eingesetzt werden können. Da haben die Einsiedler Verantwortlichen die Hausaufgaben ungenügend gemacht, und das «Bank-Guthaben» dürfte gerade deswegen in den Qualifikationskämpfen weiterhin nicht zunehmen.
Resultatübersicht:
57 kg: Dany Kälin – Stephan Imholz 4:0
61 kg: Patrick Dähler – Simon Gehrig 1:4
65 kg: Michel Schönbächler – Sven Gamma 3:0
70 kg: Jan Neyer – Renato Kempf 2:0
74 kg: Yves Neyer – Mateo Dodos 0:4
74 kg: Dominik Kälin – Fabian Epp 0:4
80 kg: Bruno Flück – Nicolas Christen 1:2
86 kg: Andreas Burkard – Lucas Epp 4:1
97 kg: Sven Neyer – Michael Jauch 0:4
130 kg: Daniel Inderbitzin – Elias Kempf 0:4
Einsiedeln – Schattdorf 15:23
Kriessern – Willisau 19:18
Hergiswil – Freiamt 20:14
Tabelle: 1. Kriessern 10 P., 2. Hergiswil 8 P., 3. Freiamt 8 P., 4. Willisau 6 P., 5. Schattdorf 4 P., 6. Einsiedeln 0 P.
Auswärts gegen Freiamt
Am nächsten Samstagabend im aargauischen Sins ist die Favoritenrolle klar vergeben. Einsiedeln trifft auf das Drittplazierte Freiamt, das die Playoffs wohl bereits auf sicher hat. Im Hinspiel rasierte Freiamt die Ringerriege Einsiedeln mit 25:13. Die Einsiedler können wohl den Negativlauf nicht stoppen, aber sich gezielt auf die Playouts vorbereiten. Mehr Einzelheiten sind in der Freitagsausgabe zu entnehmen.
Werner Schönbächler