«Diese Medaille ist das Ergebnis von Wille, Stärke und viel Arbeit»
Vertreter des Schweizer Ringerverbandes Swiss Wrestling haben am letzten Freitagabend den Einsiedler Ringern nach einer längeren Durststrecke die Bronzemedaille übergeben.
W.S. Eigentlich gibt es in der Covid-19-Pandemie fast keine echten Gewinner, auch nicht im Ringen, wo zwar die Mannschaftsmeisterschaft der Nationalliga A reduziert und mit einem kurzen Unterbruch zu Ende gebracht werden konnte. Corona verlangte von allen Beteiligten viel ab. Mit viel Flexibilität und nicht zuletzt dank eines durchdachten Schutzkonzeptes konnten bis zum ersten Halbfinalkampf zwischen Einsiedeln und Freiamt Zuschauer zugelassen werden. Mit einem angebotenen Livestream war es allen Ringerfreunden möglich, immer live dabei zu sein. In den Nachbarländern Deutschland und Österreich wurde der Ligenbetrieb gar nicht aufgenommen oder musste frühzeitig abgebrochen werden.
Langes Warten
Trotz dieser nicht gerade einfachen Lage herrschte zum Abschluss bei den Ringern gute Stimmung. «Ehre, wem Ehre gebührt», hiess es am Freitagabend im Trainingslokal der Ringerriege Einsiedeln an der Zürichstrasse. Es wurden den Ringern und dem Staff die Medaillen für den dritten Platz der Mannschaftsmeisterschaft überreicht. Nachdem alle eine Medaille und den Pokal entgegengenommen hatten, gab es noch einige kurze Reden. «Das ist das Pünktchen auf dem i, wenn man auf die schwierigen Umstände zurückblickt», bedankte sich Einsiedelns Trainer Urs Bürgler. Aktivringer und technischer Leiter Sven Neyer fügte mit einem Schmunzeln hinzu: «Es ist immer schön, wenn man eine Medaille und einen Pokal erhält.» In den letzten vier Jahren gab es für den undankbaren vierten Rang «nur» die lederne Medaille. Irgendwie war es wieder einmal an der Zeit für etwas mehr. Die Einsiedler Ringerfreunde mussten lange darauf warten. Es ist nämlich das vierte Edelmetall in den letzten 37 Jahren. Die Ringerriege holte 1983 Bronze, 1985 und 1989 Silber. Dafür war die Freude umso grösser, als Ligachef Gabriel Christen bei der Medaillenübergabe sagte: «Dieser Erfolg ist der verdiente Lohn für die Arbeit von Urs Bürgler, des ganzen Vereins und natürlich der Ringer. Einsiedeln hat diese Medaille verdient gewonnen, auch wenn die beiden Begegnungen den um 3./4. Platz wegen des vorzeitigen Rückzugs von Kriessern leider ins Wasser fielen. Sie ist das Ergebnis von Wille, Stärke und viel Arbeit.» Wer dieses Duell gewonnen hätte, wissen ohnehin nur die Ringergötter. Doch hatte Einsiedeln in der Qualifikation gegenüber den
Rheintalern die Nase vorne. So gesehen geht das in Ordnung. Christen freute sich besonders, dass kein Ringer während der Meisterschaft an Corona erkrankt ist. «Die strengen Schutzmassnahmen basierend auf dem von Swiss Olympics erarbeiteten Schutzkonzept für Kampfsportarten haben sich ausbezahlt.»
Obschon die Medaillenübergabe coronabedingt ohne Publikum stattfinden musste, wurde dieser kurze Moment von allen genossen. Dass die Ringer keine verwöhnten Sportler sind, zeigt das Beispiel von vier Ringern. Mathias Käser, der Austauschringer von Sense, und der Grosser Dany Kälin, der seit einiger Zeit im Kanton Freiburg lebt und bei Sense trainiert, nahmen den weiten Weg bei schwierigen Verhältnissen im Abendverkehr für die Medaillenübergabe auf sich. Ebenfalls anwesend waren der ringende Arzt Adrian Mazan (Basel) und der deutsche Bundesligaringer Beni Rebholz (Kreuzlingen). Was im Ringen zählt, sind nicht nur materielle Werte, sondern die Leidenschaft für den Sport. Graf Pierre de Coubertin, der Erfinder der Olympischen Idee, dürfte daran seine Freude gehabt haben.
Werner Schönbächler