Mit dem Auswärtssieg gegen Schattdorf haben die Einsiedler Ringer einen grossen Schritt Richtung Halbfinal gemacht. Und ein spannender Kampf war es obendrauf.
W.S. Dass die Ringerriege Einsiedeln nach einer vorübergehenden Baisse ein funktionierendes Gebilde ist, hat sie am Samstagabend in der ausverkauften Halle in Schattdorf gezeigt. Obwohl nicht alles goldig war, hat das Team mit Herz und Leidenschaft gekämpft. Es trat als homogene Einheit auf. Trotz der letzten drei Niederlagen hat sich zuletzt gezeigt, dass bei einer Negativserie nicht gleich alles hinterfragt werden muss. Weiter wäre Mitleid nach der nachträglich unglücklichen Forfaitniederlage gegen Willisau falsch gewesen. Auch wenn es weh tat, mussten alle da durch. Wegen der Abwesenheit von Kay Neyer und Andreas Burkard trat Einsiedeln handicapiert an.
Guter Start
Los ging es im Leichtgewicht zwischen Alexander Golin und Lion Husmann. Golin agierte sehr offensiv, spielte seine technische Überlegenheit voll aus und gewann vor Ablauf der ersten Rund technisch überhöht 15:0. Im Schwergewicht hatte es Sven Neyer mit Simon Mart zu tun. Dabei kam Neyer mit Martis Ringstil anfangs überhaupt nicht zurecht und lag in der zweiten Runde mit 4:0 zurück. Es lag eine Überraschung in der Luft. Doch dann erwischte Neyer seinen Gegner mit einem herrlichen Brienzer rückwärts, wie er sonst im Schwingen ausgeführt wird, und kam zu einem Schultersieg. Der Junioren-Internationale Thomas Epp diktierte das Geschehen gegen den 16-jährigen Gino Gugolz von Beginn weg deutlich. Er brachte in der zweiten Runde ein 15:0 ins Ziel. Damian von Euw kam gegen Elias Kempf zu einem Forfaitsieg. Dass die Angelegenheit zwischen Michel Schönbächler und seinem alten Rivalen Sven Gamma eine enge Angelegenheit wird , durfte erwartet werden. Im bis zuletzt offenen Fight, behielt der Tellensohn mit 3:1 das bessere Ende. Bei Halbzeit führte Einsiedeln mit 13:6, was im Ringen noch nicht viel bedeutet.
Urner kamen immer näher
Standsicher zeigte sich Yves Neyer gegen Lars Epp, der ihn allerdings bis zuletzt forderte und zwischenzeitlich in Führung lag. Nach einer wilden Aufholjagd mit ungestümen Angriffen hatte Neyer mit 13:6 das bessere Ende. Jan Neyer und Lars Epp waren über weite Strecken ebenbürtig. Während Epp die erste Halbzeit mit 6:2 für sich entschied, hiess es nach sechs
Minuten 6:6. Da Neyer die letzte Wertung holte, wurde er zum Sieger ausgerufen, was für Stimmung im Einsiedler Lager sorgte. Dann musste Sascha Schmid gegen den international erprobten Nicolas Christen auf die Matte. Der Urner Greco-Spezialist setzte seine ausgezeichneten Leistungen fort. Er liess nichts zu und schrieb am Ende einen 13:1-Sieg. Trotz der Niederlage sicherte Schmid einen wertvollen Mannschaftspunkt. Die beiden Youngsters Jan Walker und Benjamin Gander schenkten sich nichts. Dabei lief Walker mit zu riskanten Angriffen immer wieder ins offene Messer und unterlag mit 15:0, womit die Gastgeber bedrohlich nahe kamen. Damit musste die Entscheidung beim Stande von 19:15 im Schlusskampf zwischen Lars Neyer und Yannick Epp fallen. Für den Einsiedler Sieg benötigte der zehn Kilogramm leichtere Neyer unbedingt einen Zähler. Nach anfänglichem Rückstand lag er in einem begeisternden Kampf mit seinen blitzschnell vorgetragenen Angriffen zwischenzeitlich gar vorne. Am Ende gewann Epp mit 8:6, womit die Rechnung für Einsiedeln aufging. Unter dem grossen Jubel der vielen mitgereisten Einsiedler Fans stand der hart erarbeitete Gesamtsieg fest.
Nach dem Schlusspfiff hielt Einsiedelns Trainer Urs Bürgler fest: «Man hat bald einmal gemerkt, wie positiv und motivierend sich ein gelungener Beginn auf den weiteren Verlauf auswirken kann.» Einsiedeln hat mit aller Macht um die Qualifikation für die Playoffs gekämpft und gegen einen zähen Gegner letztlich verdient gewonnen. Eigentlich hat wenig den Unterschied ausgemacht, was das Resultat auch widerspiegelt. Es war ein Riesenkrampf, die Einsiedler taten sich mit dem Gegner enorm schwer.
Mit diesem Sieg hat sich Einsiedeln zwei Runden vor Schluss in eine gute Ausgangslage für die Teilnahme an den Playoffs manövriert und Selbstvertrauen gewonnen.
Resultatübersicht:
57 kg: Lion Husmann – Alexander Golin 0:4
61 kg: Thomas Epp – Gino Gugolz 4:0
65 kg: Sven Gamma – Michel Schönbächler 2:1
70 kg: Lars Epp – Jan Neyer 1:2
75 kg: Yannick Epp – Lars Neyer 2:1
75 kg: Benjamin Gander – Jan Walker 4:0
80 kg: Nicolas Christen – Sascha Schmid 3:1
86 kg: Yves Neyer – Sven Epp 3:1
97 kg: Elias Kempf – Damian von Euw 0:4
130 kg: Simon Marti – Sven Neyer 0:4
Schattdorf – Einsiedeln 17 :20
Freiamt – Willisau 15:19
Kriessern – Oberriet 25:10
Tabelle: 1. Kriessern 16 P., 2. Willisau 14 P., 3. Freiamt 8 P., 4. Einsiedeln 6 P., 5. Schattdorf 3 P., 6. Oberriet 1 P.
Daheim gegen Oberriet
Am nächsten Samstag trifft Einsiedeln im zweitletzten Match der Qualifikationsrunde vor eigenem Publikum auf Oberriet. Mit einem Sieg wären die Playoffs für Einsiedeln endgültig im Trockenen. Die Rheintaler ihrerseits hoffen, dass sie Schattdorf vom fünften Platz verdrängen können. Dafür brauchen sie allerdings noch zwei Siege. In der Vorrunde gewann Einsiedeln das bis zuletzt spannende Duell hauchdünn mit 20:18. Auch im nächsten Aufeinandertreffen darf eine enge Ausmarchung erwartet werden.
Werner Schönbächler