Erst der letzte Kampf entschied zugunsten von Willisau, Einsiedeln – Willisau 18:20

Das Resultat fiel noch enger aus als beim Vorrundenvergleich. Dennoch ging Willisau mit einem 20:18-Sieg von der Matte. Einsiedeln bleibt nach der Niederlage im Playoff-Rennen. Und ein spannender Kampf war es obendrein .

W.S. Ringen gehört zu den unberechenbarsten Sportarten. Begegnungen können unerwartet ausgehen, da ist nichts in Granit gemeisselt. Genauso war es am Samstagabend in der Sporthalle. Vor Beginn rechneten wohl die meisten der 250 Zuschauenden damit, dass sich das Heimteam eine deutliche Niederlage abholen würde. Aber eben: Nach einem verrückten Match rissen die Gäste dank eines furiosen Endspurts die Kohlen noch aus dem Feuer.

Einsiedler begannen furios

Wie die Einsiedler Ringer in der ersten Hälfte auftraten, war beeindruckend. Der nach seiner Verletzung erstmals eingesetzte Stone Perlungher war gegen Julian Meier der klar aktivere Ringer. Mit kleinen Wertungen sammelte er gegen seinen passiv eingestellten Gegner fleissig Punkte und kam in der zweiten Runde zu seinem Schultersieg. Dass sich WM-Teilnehmer Samuel Scherrer gegen Sven Neyer die Zähne ausbeissen würde, durfte nicht unbedingt erwartet werden. Neyer konnte den Tatendrang seines starken Widersachers eingrenzen und musste sich mit 6:0 knapper als erwartet werden durfte, geschlagen geben. Gespannt war man auf das Duell zwischen River Perlungher und Timon Zeder. Wer geglaubt hatte, dass der Einsiedler gegen den erfahrenen Willisauer überfordert wäre, lag daneben. Zu Beginn geriet Perlungher zwar in Rückstand, doch mit zunehmender Dauer drehte er mächtig auf, ging in die Offensive, brachte seine Aktionen immer besser durch und kam zu einem 4:3-Sieg. Klar dominierte Damian von Euw das Geschehen gegen Ueli Rölli. In der zweiten Runde hatte er mit seinen vielbejubelten Überwürfen seinen 20:2-Sieg aufgrund technischer Überlegenheit zusammen. Jan Neyer, der vor einer Woche gegen Schattdorf überraschte, gab den Tarif auch diesmal gegen Timo Koch gleich durch. Er bearbeitete seinen Gegner unablässig und konnte seinen Kontrahenten nach deutlichem Vorsprung in der zweiten Hälfte flachlegen. Damit ging Einsiedeln bei Halbzeit mit 14:5 in Führung.  

Leader mit starkem Finish

Nach der Pause gaben die Gäste mehrheitlich den Ton an und rückten immer näher. Andreas Burkard, «Mister Zuverlässig», lag nach der ersten Runde gegen WM-Teilnehmer Mansur Mavlaev mit 5:0 zurück, ehe er gegen den excellenten Techniker immer mehr in Rückstand geriet. Doch mit 13:0 konnte er die Höchststrafe gerade noch in extremis vermeiden. Kay Neyer, der aus taktischen Gründen ein Gewicht tiefer aufgestellt wurde, ging gegen Hadi Seyed entschlossen ans Werk. Nachdem er den ersten Punkt abgeben musste, zermürbte er seinen Gegner mit pausenlos vorgetragenen Angriffen und konnte ihn bei Stande von 7:2 noch vor Ablauf der ersten drei Minuten platt machen. Beim Stande von 18:8 durften die Einsiedler auf eine Überraschung hoffen. In den letzten drei Fights zündeten die Gäste aber ein wahres Feuerwerk. Freistiler Yves Neyer musste für einmal im Greco gegen Schweizermeister Joel Marti ran. Er kam überhaupt nicht ins Ringen und geriet bald einmal in Rückstand. Der Willisauer übernahm die Regie und landete sechs Sekunden vor Ablauf der ersten Runde zu einem Schultersieg, was für die Einsiedler ein Schock war.  Für die Gäste kam es aber noch besser. Der unverwüstliche Jonas Bossert bezwang den sichtlich leichteren Sulayman Quaraishi mit 15:0. Vor dem letzten Kampf führte Einsiedeln immer noch mit 18:16. Lars Neyer, der zwei Gewichte höher als beim letzten Match antrat, blieb chancenlos gegen Freistil-Ass Tobias Portmann, der mit 15 technischen Punkten Vorsprung vorzeitig gewann.

Nach dem Match kamen Zuschauer wie Trainer nicht an der Einschätzung «Hätte, Wenn und Aber» vorbei. Das alles nützte letztlich nichts mehr, denn das Resultat stand schwarz auf weiss auf der Anzeigetafel. Der Sieg lag für Einsiedeln lange Zeit auf dem Tablett, doch das Team hat nicht zugriffen.  Den Ausschlag zugunsten von Willisau gab, dass sie mehr Viererwertungen bei gleich viel Siegen wie Einsiedeln zustande brachten. Für die Einsiedler Verantwortlichen aber kein Grund, gross Kritik zu üben.

 «Wir haben Willisau Paroli geboten und unsere Einstellung hat von Anfang an bei allen Jungs gestimmt, sie haben alles gegeben», lobte Einsiedelns Trainer Urs Bürgler. Es war ein enger Fight auf hohem Niveau, der das Publikum bis zuletzt in Atem hielt.

Tatsache ist: Einsiedeln war nur in der Schlussphase unterlegen. Den Rest gestaltete das Team ausgeglichen – und das macht Mut für die verbleibenden drei Runden der Qualifkationsphase.

Es zeigte sich, dass Einsiedeln mit jedem Gegner mithalten kann und mit viel Kampfwillen eine Siegeschance hat.

Auswärts gegen Kriessen

Am nächsten Samstag trifft Einsiedeln auswärts auf Kriessern. Die Rheintaler stehen punktegleich mit vier Punkten Rückstand auf Willisau an zweiter Stelle. Nachdem 14:21-Vorrundensieg tragen sie Favoritenrolle im Duell gegen Einsiedeln. Da beide Teams angeschlagene Ringer wohl schonen dürften, wird vieles von der Aufstellung abhängen.

Resultatübersicht:

(G=Griechisch-Römisch, F=Freistil)

57 kg (G):        Stone Perlungher – Julian Meister 4:0

61 kg (F):         River Perlungher – Timon Zeder 2:1

65 kg (G):        Jan Neyer – Timo Koch 4:0

70 kg (F):         Kay Neyer – Hadi Shabani Shisvan Seyed 4:0

75 kg (G):        Sulayaman Quaraishi – Jonas Bossert 0:4

75 kg (F):         Lars Neyer – Tobias Portmann 0:4

80 kg (G):        Yves Neyer – Joel Marti 0:4

86 kg (F):         Andreas Burkard – Mansur Mavlaev 0:3

97 kg (G):        Damian von Euw – Ueli Rölli 4:1

130 kg (F):       Sven Neyer – Samuel Scherrer 0:3

Einsiedeln – Willisau 18:20

Oberriet – Schattdorf 11:23

Freiamt – Kriessern 23:16

Tabelle:

1. Willisau, 14 P., 2. Kriessern, 10 P., 3. Freimat, 8 P., 4. Einsiedeln, 6 P., 5. Schattdorf, 2 P., 6. Oberriet, 2 P.

Werner Schönbächler