Freiamt – Einsiedeln 23:17

Nach deutlicher Pausenführung am Sieg vorbei

Die Ringerriege Freiamt kam vor eigenem Publikum in Muri gegen Einsiedeln letztlich zu einem glücklichen 23:17-Sieg. Die Einsiedler Ringer hinterliessen in kämpferischer Hinsicht den bisher stärksten Eindruck. Doch mehr als eine ehrenvolle Niederlage gab es wieder nicht.

W.S. Was die beiden Ringerteams den 300 Zuschauern in diesem Kampf boten, war äusserst spannend – vor allem wegen der Aggressivität, mit der die Ringer vollstes Risiko nahmen. Doch letztlich wurde die Ringerriege Einsiedeln dafür schlecht belohnt. Es war ein Match, der weder den Hauptdarstellern auf der Matte noch den Besuchern auf den Rängen eine Atempause gönnte, es war Ringen ohne grosses taktisches Geplänkel. Diese Zeilen könnten ebenso gut von einem heroischen Einsiedler Sieg handeln. Sie könnte auch eine Lobesrede für die Ringer sein. Die Einsiedler, die mit null Punkten ohnehin nicht mehr in der Komfortzone der Tabelle anzutreffen sind, griffen mutig an und demonstrierten phasenweise Ringen vom Feinsten. Doch gab es auch Angriffe, die einfach zu wenig wirkungsvoll vorgetragen wurden und eher einer stumpfen Kinderschere glichen.

Gute, erste Hälfte

Zwar hielt Patrick Dähler im 57-Kilo-Greco bei seinem 19:3-Sieg durch technische Überlegenheit Matthias Schwegler mit seinen wuchtigen Angriffen im Schach. Doch der erstmals eingesetzte Michael Hess, der den erkrankten Roger Schatt ersetzte, zog gegen den erprobten Freistilspezialisten Pascal Gurtner mit 18:2 den Kürzeren. „Michal hat sich gegen seinen übermächtigen Gegner nach einer längeren Verletzungspause gut verkauft und bei seiner Niederlage einen Punkt geholt“, konstatierte Trainer René Buchmann mit zufriedener Miene. Immerhin konnte er in der ersten Runde noch einigermassen mithalten und punkten, ehe er vom Tempo seines Gegner überfordert war. Es schien überhaupt, dass jeder im Team verinnerlicht hat, wie wichtig es ist, selbst bei einer Niederlage bis zuletzt zu kämpfen und Punkte zu holen. Der um ein Gewicht höher gestellte Dany Kälin kam gegen Joel Meier zu einem überzeugenden Sieg. Die Einsiedler kämpften wirklich mit Haken und Ösen gegen den übermächtigen Widersacher. Sven Neyer war hellwach und baute mit einem deutlichen 8:0- Sieg gegen den total passiven Manuel Stierli den Vorsprung weiter aus. Michel Schönbächler holte in einer aufwühlenden Begegnung gegen Reto Stadelmann mit einem knappen 3:2 seinen ersten Sieg im Laufe der diesjährigen Mannschaftsmeisterschaft und bestätigte damit seinen Aufwärtstrend. Einsiedeln lag bei Halbzeit überraschend mit 14:7 in Front. Der Auftritt sorgte während der Pause für viel Gesprächsstoff.

ringen_dähler

Freiamt holte auf

Gemäss Papierform war Einsiedeln in der zweiten Hälfte unterlegen. Das Team liess sich deswegen nicht so schnell in die Irre führen und verhinderte ein totales Durchstarten der Heimmannschaft. Im ersten Kampf nach der Pause war Bruno Flücks kämpferische Leistung einmal mehr vorbildlich, ehe er Yanick Klausner mit 10:0 Punkten unterlag. Jan Neyer, der den verletzten Stammringer Lukas Schönbächler ersetzt, musste mit dem NLA erprobten Wettkämpfer Christian Huwiler die Klingen kreuzen und dabei viel Lehrgeld bezahlen. Nachdem er gut gestartet war, konnte er sich aus einer Beinschraube nicht mehr lösen und musste den Kampf durch technische Überlegenheit abgeben. In der Kategorie bis 80 Kilogramm wurde Andreas Burkard mittels Hüfter von Schweizermeister Nicola Küng in der ersten Runde erwischt. Zwischen Nico Küng, dem wohl grössten Schweizer Ringertalent, und Yves Neyer entwickelte sich ein kräftezehrendes und aufwühlendes Duell. Am Schluss hatte Neyer die etwas besseren Reserven, sodass Küng mit 7:2 die Segel streichen musste. Den Kampf entschied er, als es ihm gelang, seinen Kontrahenten in der Bodenlage erstmals zu drehen. Jürg Betschart musste nach zwei Siegen wieder unten durch, was allerdings gegen Olympiateilnehmer Pascal Strebel keine Schande ist, zumal er lange Zeit dem übermächtigen Gegner erfolgreich entgegenhielt.

Die Niederlage mag gewiss kein Welteruntergang sein, aber sie ist dennoch ärgerlich. Die kämpferische Leistung der Einsiedler ist am Ende letztlich nur eine Randnotiz wert. „Wir haben vieles gutgemacht und sind wieder einen Schritt vorwärtsgekommen“, hält Trainer René Buchmann fest.

Der Match in Muri war intensiv und hatte beiden Teams viel Kraft gekostet.“Ich war von Einsiedelns Auftritt überrascht. Wir haben glücklich gewonnen“, sagte Freiamts Trainer Thomas Murer. In der Tat: Einsiedeln hat die gleiche Anzahl Sieg wie Freiamt auf dem Konto. Am Schluss gaben die höheren Wertungspunkte den Ausschlag für den Sieg der Gastgeber.

Resultaübersicht:

57 kg:       Matthias Schwegler – Patrick Dähler                          1:4

61 kg:       Joel Meier – Dany Kälin                                               1:4

65 kg:       Reto Stadelmann – Michel Schönbächler                   1:2

70 kg:       Christian Huwiler – Jan Neyer                                     4:0

74 kg:       Pascal Strebel – Jürg Betschart                                   4:0

74 kg:       Nico Küng – Yves Neyer                                               1:3

80 kg:       Nicolas Küng – Andreas Burkard                                 4:0

86 kg:       Yanick Klauser – Bruno Flück                                       3:0

97 kg:       Manuel Stierli – Sven Neyer                                        0:3

130 kg:     Pascal Gurtner – Micheal Hess                                   4:1

 

Freiamt – Einsiedeln                     23:17

Willisau – Schattdorf                     33:7

Hergiswil – Kriessern                    21:16

 

  1. Willisau 12 P., 2. Hergiswil 7 P., 3. Kriessern 7 P., 4. Freiamt 6 P., 5. Schattdorf 4 P., 6. Einsiedeln 0 P.

 

Daheim gegen Willisau

W.S. Am nächsten Samstagabend empfängt die Ringerriege Einsiedeln das alles bisher überragende Willisau. Die Luzerner Hinterländer konnten alle sechs Begegnungen deutlich für sich entscheiden und haben sich für die Playoffs bereits qualifiziert. Viele Ringerfachleute bezeichnen Willisau als das bisher stärkste Schweizerteam, das es je gegeben hat. Dieses Team verfügt mit seinen Klasseringern tatsächlich über viel ringerisches Potenzial.

 

Werner Schönbächler