Nach Pausenführung hatte Einsiedeln Verletzungspech, Swiss Winforce League, Rückkampf, 3./4. Platz: Freiamt – Einsiedeln 21:13

Einsiedeln zeigte eine formidable Leistung und konnte gegen das heimstarke Freiamt lange Zeit mithalten. Am Schluss fehlte allerdings die Krönung. Andreas Burkard zog sich im ersten Angriff eine Knieverletzung zu und musste Forfait geben.

W.S. Eins darf gleich zu Beginn vorweggenommen werden: Es war gute Propaganda für den Ringsport, ja gewiss, und aus Einsiedler Sicht eine starke Leistung in der ersten Hälfte aber mit einigem Pech in den letzten fünf Duellen. Die Einsiedler vermochten von Beginn weg mitzuhalten und waren nach fünf Kämpfen auf Kurs. Dabei mussten die etwa 300 mitgereisten Einsiedler Fans bereits vor Beginn einen argen Dampfer hinnehmen. Der Tschetschene Saifulla Avtorkanov konnte wegen einer Knieverletzung nicht antreten.  Aber schön der Reihe nach. Die beiden Erzrivalen boten den 600 Zuschauern ein Spektakel mit Rasse und Tempo. Das Team von Urs Bürgler bewies dabei erstaunliche Nehmerqualitäten. Die Einsiedler liessen sich von der unglücklichen Niederlage  im Hinkampf zumindest vorerst nicht aus der Ruhe bringen. «Es war ein total verrückter Match», sagte Bürgler.

Auf Biegen und Brechen

Im ersten Duell riss Lars Neyer das Duell gegen Nils Leutert gleich an sich und führte nach der ersten Runde mit 3:0. Sein Kontrahent setzte zu einer Aufholjagd an und lag am Schluss hauchdünn mit 5:4 vorne, was Andry Vishar umgehend korrigierte. Der Rheintaler Austauschringer liess im Schwergewicht nichts anbrennen, hatte Jeremy Volenweider jederzeit im Griff und siegte in der vierten Minute  technisch überhöht. Michel Schönbächler musste diesmal sein Gewicht wie bei den letzten drei Kämpfen erneut reduzieren, was bei ihm Spuren hinterlassen hatte.  Er biss sich bei Nino Leutert die Zähne aus und wurde ein paarmal ausgekontert. Kurz vor Wettkampfende holte er mit einer sehenswerten Aktion noch einen Mannschaftspunkt.  Sven Neyer trat sichtlich motiviert an und ging mit wirkungsvollen Bodenrollern gegen Marc Weber bald einmal mit 5:0 in Führung. Unverständlich, dass er er vom Unparteiischen Passivitätsverwarnungen zugesprochen erhielt, was bei den Zuschauern viel Unmut auslöste und für einen Moment auszuarten drohte. Sein   Widersacher kam noch bedrohlich nahe, doch konnte er sich knapp mit 5:4 durchsetzen.  Nachdem  Jan Neyer ebenfalls mehrmals «abgekocht» hatte, musste er mit Michael Bucher die Klingen kreuzen. In einem begeisternden Duell, das lange Zeit auf Messers Schneide stand, unterlag er hauchdünn mit 7:6 und hätte ebenso gut Sieger sein können. Schade, dass er zwei Sekunden vor Schluss den Sieg noch aus den Händen gab.  Doch im Sport gibt es eben keine Möglichkeitsform wie in der Politik. «Diese Niederlage muss ich auf meine Kappe nehmen», sagte Jan Neyer selbstkritisch.  Bei Halbzeit lag Freiamt mit 9:8 vorne.

Einsiedeln mit Riesenpech

Bei Andreas Burkhard hatte sich in den letzten Kämpfen ein deutlicher Aufwärtstrend abgezeichnet.  Er wollte diesen zum Abschluss zementieren. Doch gleich beim ersten Angriff zog er sich eine Verletzung am Knie zu und musste Forfait geben, was für Einsiedeln einem Genickschlag gleichkam.  Für Stimmung sorgte das Duell zwischen Randy Vock und Adrian Mazan. Nach einem etwas verknorzten Start fand sich Mazan immer besser zurecht und ging mit 2:0 in Führung. Am Ende hiess es dann allerdings  8:4 für den Heimringer.  Mathias Käser hatte die undankbare Aufgabe, gegen den einstigen russischen Spitzenringer Andrey Maltsev anzutreten. Doch zur grossen Freude des Einsiedler Anhangs hielt Käser erstaunlich gut mit und glich nach einem 1:0 Rückstand dreissig Sekunden vor Zeitablauf aus, was für ihn den Sieg und die Revanche für die erlittene Niederlage im Hinkampf bedeutete. «Ich konnte die taktische Vorgabe diesmal einhalten», freute sich der Freiburger in den Diensten von Einsiedeln.   

Die beiden letzten Kämpfe mussten beim Stand von 15:12 für Freiamt über Sieg oder Niederlage entscheiden. Yves Müllhaupt blieb gegen Pascal Strebel, dem erfolgreichsten Punktesammler dieser Mannschaftsmeisterschaft chancenlos und musste nach einem 4:0 Rückstand eine Schulterniederlage hinnehmen, womit die Würfel endgültig  gefallen waren. Im letzten Duell zeigte Greco-Ringer Lukas Schönbächler einen beherzten Kampf im freien Stil und konnte die Niederlage mit 6:2 im Rahmen halten.

Konstanz fehlte

Nach dem Kampf kamen die Zuschauer nicht an der Einschätzung «Hätte, Wenn und Aber» vorbei. Doch dieses Kapitel muss möglichst schnell abgehackt werden. «Obschon mich die Niederlage im Hinkampf immer noch ärgert, kann ich mit der heutigen   Niederlage leben. Die Ringer haben wirklich alles gegeben und probiert», freute sich Bürgler. Er übersah aber auch nicht, dass die letzten Kämpfe bei einigen Ringer viel Substanz gekostet haben und die Luft draussen war.  

Eigentlich war Einsiedeln gar nicht so viel schlechter als Freiamt, doch die Krux war, dass das nötige Quäntchen Glück fehlte und gelegentlich auch die Konzentration, was zu unnötigen und letztlich entscheidenden Punkteeinbussen führte. Daran müssen die Einsiedler hart arbeiten und das, was man kann, nicht nur gelegentlich umsetzen, sondern über den ganzen Match hinweg. Dann kann es auch gegen die drei Besten der Playoffs noch spitzer werden.

Das Trauma: Ringen ist, wenn am Ende doch Freiamt gewinnt. Einsiedeln konnte gegen Freiamt schon lange nicht mehr gewinnen und darf zurecht als Angstgegner bezeichnet.

Resultatübersicht:

57kg:         Nils Leutert – Lars Neyer 2:1

61 kg:        Nino Leutert – Michel Schönbächler 3:1

65 kg:        Michael Bucher – Jan Neyer 2:1

70 kg:        Randy Vock – Adrian Mazan 2:1

74 kg:        Pascal Strebel – Yves Müllhaupt 4:0

74 kg:        Nino Küng – Lukas Schönbächler 2:1

79 kg:        Andrey Maltsev – Mathias Käser 1:2

86 kg:        Reto Gisler – Andreas Burkhard 4:0

97 kg:        Marco Weber – Sven Neyer 1:2

130 kg:     Jeremy Volenweider – Andry Vishar 0:4

1./2. Platz (Best of three):

Willisau – Kriessern 29:9 (Stand nach zwei Partien: 1:1)

3./4. Platz:

Freiamt – Einsiedeln 21:13 (Endstand:  42: 29)

Werner Schönbächler