„Pause“ zu Ende – Ringerriege Einsiedeln wieder in der NLA

Auf-Abstiegskampf NLB/NLA: Einsiedeln – Brunnen 31:9 (56:22)

 Genau nach zwölfjähriger „Pause“ kehren die Einsiedler Ringer in die höchste Stärkeklasse zurück. Sie landeten einen weiteren Exploit und gewannen gegen Brunnen auch diesmal deutlich mit 31:9.

W.S. Vor einer mitgehenden Zuschauerkulisse – in der Sporthalle Brüel waren rund 500 Besucher phonstark mit dabei – wurde der mit Spannung erwartete Retourkampf gegen den Kantonalrivalen Brunnen in Angriff genommen. Es war ein Wechselbad der Gefühle, das die Fans erlebten: teilweise enge Duelle, Entscheidungen in den letzten Kampfsekunden und beidseits Athleten, die bis ans Ende ihrer Kräfte gingen und alles gaben. Doch egal, wie der Punktestand war – die Ringer wurden über die gesamte Kampfdistanz angefeuert und für jeden Punktegewinn applaudiert. „Die Stimmung ist bei den Heimkämpfen fast immer gut, im Kampf spürt man das enorm. Es ist wie ein Feuer unter einem Kessel“, beschreibt Lukas Schönbächler die Ambiance während seines Kampfes. Er nähme den Lärm wahr, einzelne Stimmen höre er aber nicht heraus – mit einer Ausnahme.“Die Stimme des Trainers höre ich, darauf bin ich fixiert.“ Bei der herrschenden Geräuschekulisse eine Meisterleistung. Der treue Einsiedler Anhang war ein riesengrosser Rückhalt. Ihm gebührt ein grosser Dank. Er hat oft den Unterschied ausgemacht und den Ringern den entscheidenden Kick verliehen. „Wir sind stolz, auf eine derart grosse Fangemeinde zählen zu dürfen, sie steht wie ein „elfter Mann“ hinter der Mannschaft“, freut sich auch Dany Kälin, der diese Saison immerhin sieben Kämpfe in der NLA mit Freiamt absolvierte.

Starker Auftakt

Einsiedeln startete mit dem Sieg von Dany Kälin im Leichtgewicht überzeugend in die Partie. Er dominierte Ramson Israpilov von Beginn weg und gewann mit dem Maximum. Im 120 Kilo Freistil machte Saray Javad sein Gewichtshandicap von 34 Kilogramm mit seiner souveränen Technik wett und liess sich fleissig Punkte schreiben. Auch in der zweiten Runde bot sich das gleiche Bild, sodass Javad einen verdienten Sieg feiern konnte. Bis 60 Kilo Freistil standen sich die beiden Talente Jan Neyer und Damian von Euw gegenüber. In einem tollen Fight konnte sich Neyer mit 8:3 Punkten behaupten. „Ich habe viel riskiert, was zum Glück aufgegangen ist“, freute sich Neyer. Sein älterer Bruder Sven Neyer erfüllte die taktischen Vorgaben und kam gegen den unorthodoxen Kampfstil von Martin Steiner zu einem hart erkämpften 8:6-Sieg. Wie bereits im Hinkampf musste sich Michel Schönbächler mit dem unberechenbaren Jayan Göcmen auseinandersetzen und holte mit herrlichen Würfen die volle Punktezahl. Einsiedeln hatte seine Führung zu diesem Zeitpunkt auf 18:2 ausgebaut und schien einem komfortablen Sieg entgegenzusteuern.

ringen_kampf_jan

Auf Nummer sicher

Nach der Pause bot sich insgesamt wieder das gleiche Bild. Einsiedeln konnte den Vorsprung weiter ausbauen. Andreas Burkard und Ivo Gisler lieferten sich ein packendes Duell, das auf und ab wog. Gisler behielt beim Stand von 5:5 das besser Ende, da er die letzte Wertung holte. Lukas Schönbächler bewies bis 66 Kilo Freistil Nerven wie Drahtseile und hatte Marco Binz sicher im Griff. Den Widersacher nach 80 Sekunden ausgepunktet, machte er den Einsiedler Aufstiegslift endültig startbereit. Erich Bisig traf auf Greco-Spezialist Ruedi Appert. Obschon Bisig anfangs tapfer dagegen hielt, konnte er die Niederlage gegen seinen grossgewachsenen Widersacher nicht verhindern. Jürg Betschart liess nichts anbrennen und kam in der ersten Runde zu einem vielbejubelten Schultiersieg. Das Pünktchen aufs „i“ setzte im 74-Kilo-Gewicht (Freistil) Yves Neyer. Mit effizienten Beinangriffen und –schrauben gewann er gegen den talentierten Sämi Fuchs und somit den achten Kampf für die Gastgeber. „Nachdem mir der Start gegklückt ist, habe ich den Sieg sicher ins Trockene gebracht“, gab der Sieger zu Protokoll. Das Ergebnis ist leistungsgerecht und geht so voll in Ordnung. Die Einsiedler konnten im Gegensatz zum letzten Jahr in den beiden Aufstiegskämpfen ihre gewohnte Leistung abrufen und liessen sich nicht mehr ausmanövrieren.

ringen_kampfbild (1)

Den so sehnsüchtig erwarteten Aufstieg feierten die Einsiedler gebührend, aber nicht überschwänglich. Wohlwissend, dass in sportlicher Hinsicht harte Zeiten auf sie zukommen werden. „Dessen sind wir und alle aber auch bewusst“, sagte Sven Neyer. Doch mit dem Aufstieg sei für ihn ein Traum in Erfüllung gegangen. Aber nichtsdestotrotz: Man darf sich in Einsiedeln wieder auf NLA-Kämpfe und ringerische Feinheiten erster Güte freuen.

Der Druck vor den Begegnungen gegen Brunnen ist für die Ringer und Verantwortlichen enorm gewesen, doch der Aufstieg mit dem Gesamtergebnis von 56:22 ist mehr als verdient. Der mehrjährige Aufbau, der viel Geduld erforderte, hat sich gelohnt. Die Einsiedler Ringerriege ist in den letzten 30 Jahren zum dritten Mal in die höchste Kampfklasse aufgestiegen.

Die Mannschaft ist in dieser Saison kompakt aufgetreten und hat mit elf Siegen und einem Unentschieden Erstaunliches geleistet, wofür sie den verdienten Lohn in Empfang nehmen durfte.

„Meine Ringer sind in den beiden Aufstiegskämpfen über sich hinausgewachsen und haben toll gefightet. Dank einem soliden Nervenkostüm der Ringer ist diesmal die Rechnung aufgegangen“, meinte Einsiedelns Tainer René Buchmann.

ringen_mannschaft

Resultatübersicht:

Einsiedeln – Brunnen 31:9 (Gesamt, 56:22)

55 kg: Dany Kälin – Ramsan Israpilov 4:0

60 kg: Jan Neyer – Damian von Euw 3:1

66 kg: Michel Schönbächler – Jayan Göcmen 4:0

66 kg: Lukas Schönbächler – Marco Binz 4:0

74 kg: Jürg Betschart – Reto Amgwerd 4:0

74 kg: Yves Neyer – Sämi Fuchs 4:0

84 kg: Andreas Burkard – Ivo Gisler 1:3

84 kg: Erich Bisig – Ruedi Appert 0:4

96 kg: Sven Neyer – Martin Steiner 3:1

120 kg: Saray Javid Javad – Roman Weiss 4:0

 

Werner Schönbächler