W.S. Die Ringerriege Einsiedeln hielt vor 700 Zuschauern einigermassen mit, doch am Schluss ging ihr der Saft aus und unterlag gegen das favorisierte Willisau mit 12:25.
W.S. Geträumt haben sie davon, aber daran geglaubt? Die Fans der Ringerriege Einsiedeln hatten im Halbfinal Hinkampf gegen Willisau die erhoffte Überraschung verpasst, dafür aber einige spannende Ringerfights und letztlich eine ehrenwerte 12:25-Niederlage gegen den übermächtigen Kontrahenten gesehen. Im Normalfall zu wenig, um beim erfahrenen Kontrahenten im Rückkampf das Ticket fürs Finale der Ringer-Meisterschaft zu holen. Einsiedeln hat damit den Nimbus als Willisaus Angstgegner eingebüsst. Die Gastringer erwischten den besseren Start, was ihnen viel Sicherheit gab. Sie sind wie ein Sturm über die Einsiedler gezogen, der sich nicht mehr beruhigt hat. Für die Einsiedler spricht, dass sie mitgekämpft und viel Moral gezeigt haben. Doch sind sie mit dieser Niederlage in der Realität angekommen. Und diese Realität heisst wohl die beiden Begegnungen um den 3./4. Platz. Auch «hätte», «könnte», «sollte», zählen nicht. Die Wahrheit stand allein oben auf der Anzeigetafel. Und dort sagten die Leuchtzahlen am Schluss eben 12:25.
Start nicht wunschgemäss
Im ersten Kampf des Abends im Leichtgewicht bezwang Kay Neyer nach tollen Aktionen Pascal Mühlemann anfangs der zweiten Runde technisch überhöht. Boris Illenseer versuchte gegen den Bulgaren Delian Alisha alles, zog aber in entscheidenden Momenten den Kürzeren und unterlag mit 7:0. Lars Neyer hatte im Duell mit Timon Zeder ein schweres Los. Der Freistilspezialist kam im griechisch-römischen Stil nicht zurecht und liess bei einem Angriff seines Gegners am Boden viele Punkte liegen, die ihn in arge Nöte brachten. So war denn der technisch überhöhte Sieg seines gut disponierten Kontrahenten nur noch eine Frage der Zeit. Eine klare Sache wurde die Angelegenheit zwischen dem WM-Dritten Stefan Reichmuth und Sven Neyer, der in den sauren Apfel beissen musste und in der zweiten Runde vorzeitig mit 18:2 die Segel strecken musste. Dennoch darf der Punkt für das Mannschaftskonto als Erfolg gewertet werden. Für einen spannenden Fight sorgten Michel Schönbächler und Lukas Bossert. Der Gastringer ging schnell in Führung und lag nach der ersten Runde mit 4:0 vorn. Schönbächler gelang darauf eine Zweierwertung und konnte die Niederlage mit 6:2 in Grenzen halten. Bei Halbzeit nach fünf Kämpfen stand es 6:13 für Willisau, was für Einsiedeln auf einen schwierigen Kraftakt hindeutete.
Lange ebenbürtig
Nach der Pause kam der konditionsstarke Matthias Käser gegen den einstigen Internationalen Jonas Bossert nach anfänglichem Rückstand immer näher heran. Doch am Ende behielt sein abgeklärter Widersacher mit 9:5 das bessere Ende. Jan Neyer hielt Greco-Spezialist Roger Heiniger lange Zeit mit allen Mitteln entgegen. Doch musste er sich mit 12:4 geschlagen geben. Der mit Spannung erwartete Kampf zwischen Andreas Burkard und Andreas Reichmuth konnte nicht ausgetragen werden, da sich Reichmuth beim Einlaufen eine Kopfverletzung zuzog. Einsiedeln kam so zu vier geschenkten Punkten und hatte dennoch vor den beiden letzten Duellen beim Stande von 18:12 nur noch theoretische Siegeschancen. Im Duell zwischen Adrian Mazan und Tobias Portmann, dem EM-Fünften an den diesjährigen Junioren-Europameisterschaften, ging es zeitweise ruppig zu und her. Am Ende musste sich Mazan trotz einer kämpferischen Leistung mit 12:0 beugen. Im letzten Duell des Abends verlor Tim Zehnder gegen den extrem zackigen Michael Portmann undiskutabel auf die Schultern.
Trotz der Niederlage wollte Einsiedelns Trainer Urs Bürgler seinen Ringern keine Vorwürfe machen. Im Gegenteil: «Sie haben gekämpft und alles gegeben. Natürlich hätten wir zu Hause gerne mehr herausgeholt, doch gegen diesen starken Gegner lag einfach nicht mehr drin.» Kritiken bei einzelnen Ringern ist überflüssig. Fakt ist, dass den Zuschauern einiges geboten wurde, Ringsport auf gutem Niveau. Es gab auch einige überragende Kämpfe.
Aber eben, aus Einsiedler Sicht nicht die Überraschung. Trotz der Niederlage dürfte der Match dem Publikum Spass bereitet haben. Kleine, fast unscheinbare Fehler, welche die Einsiedler begangen, waren für die letztlich deutliche Niederlage entscheidend. Die Fehlerquote war etwas zu hoch, was prompt bestraft wurde. Damit dürfte die Finalteilnahme weiterhin ein Traum bleiben. Einsiedeln war einfach zu wenig konsistent. Die Niederlage war letztlich wie eine Medizin, die better schmeckt. Doch sie kann für die Zukunft auch helfen. Willisau hat hochverdient gewonnen, Einsiedeln fand gegen den kompakten Gegner kein Rezept. Die Gäste haben sich für den Rückkampf in eine ausgezeichnete Ausgangslage manövriert.
Als «Ringer des Abends» wurden von den beiden Teams Tobias Portmann und Kay Neyer ausgezeichnet.
Resultatübersicht:
57 kg: Kay Neyer – Pascal Mühlemann 4:0
61 kg: Lars Neyer – Timon Zeder 0:4
65 kg: Michel Schönbächler – Lukas Bossert 1:2
70 kg: Jan Neyer – Roger Heiniger 1:3
74 kg: Adrian Mazan – Tobias Portmann 1:3
74 kg: Tim Zehnder – Michael Portmann 0:4
79 kg: Andreas Burkard – Andreas Reichmuth 4:0
86 kg: Matthias Käser – Dominik Bossert 1:2
97 kg: Sven Neyer – Stefan Reichmuth 1:4
130 kg: Boris Illenseer – Delian Alisha 0:3
1. Playoff-Halbinal:
Einsiedeln – Willisau 12:25
Freiamt – Kriessern 19:17
Rückkampf in einer Woche
W.S. Trotz der Niederlage gab es durchaus ein Kompliment für die Einsiedler. Sie haben mit einer kämpferischen Leistung den haushohen Favoriten Willisau gelegentlich etwas provozieren können. Die Einsiedler können am nächsten Samstagabend auswärts entspannt in diese Begegnung gehen und haben nichts mehr zu verlieren. Für die Luzerner ist die Situation natürlich eine ganz andere, da sie unbedingt Meister werden wollen. Doch dürfte keine Mannschaft das Format haben, um ihnen ein Bein stellen zu können. Auch bei einer Niederlage wäre die Saison für Einsiedeln noch nicht zu Ende.
Werner Schönbächler