Schattdorf – Einsiedeln 22:15

Einsiedeln verlor – Wo blieben die Verstärkungen?

Mit einer Niederlage gegen das am Schluss bärenstarke Schattdorf sind die Einsiedler Ringer in die neue Saison der NLA-Mannschaftsmeisterschaft gestartet. Nach Halbzeitführung erhielt Einsiedeln einen heftigen Schuss vor den Bug.

W.S. Was vor Wettkampfbeginn eine klare Sache zu Gunsten Schattdorfs zu werden schien, war es bei Halbzeit noch keineswegs und alle Beteiligten erwarteten eine Nervenprobe. Eine 9:8-Pausenführung reichte letztlich  für Einsiedeln bei weitem nicht aus, um am Ende beide Punkte gewinnen zu können. Doch die Sache war diese: Die Ringerriege Einsiedeln war anfangs drauf und dran als Siegerin die Matte zu verlassen. In der zweiten Hälfte verlor sie jedoch völlig den Faden. Die Akteure waren zu wenig aggressiv, manchmal zu passiv. Doch was Schattdorf am Schluss zeigte, war sensationell stark. Die Einsiedler sündigten und verloren die Nervenprobe bei diesem besonderen Innerschweizer Derby.

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Starker Beginn

Gleich zum Auftakt wurde den rund 300 Zuschauern spektakulären Ringsport geboten. Leichtgewichtler Dany Kälin legte gegen Stephan Imholz los wie die Feuerwehr, führte schnell einmal und kam zu einem vielbejubelten Schultersieg vor dem zahlreichen Einsiedler Anhang. Schwergewichtler Sven Neyer war «sehr solide» und zeigte bei seinem 3:0 – Punktesieg gegen Michael Jauch, was er auf dem Kasten hat. Damit konnte er seinen ewigen Kontrahenten erstmals auch im Greco bezwingen. Routinier Patrick Dähler musste gegen Schweizermeister Sven Gamma bös unten durch, zog sich während des Kampfes eine Verletzung im Mundbereich zu, die ihm sichtlich zu schaffen machte.  Eigentlich war der eingebürgerte Ungare Dvorak Bence, in Ringerkreisen längst kein Unbekannter mehr, gegen Roger Schatt der klare Favorit. Schatt fightete beherzt, musste aber letztlich dem grösseren technischen Fundus seines Kontrahenten mit 6:0  Tribut zollen. In einem tollen Fight behielt Michel Schönbächler gegen Schweizermeister Simon Gehrig mit 7:2 eher überraschend das bessere Ende für sich. Der Greco-Mittelgewichtler demonstrierte damit seine Qualitäten auch im freien Stil. Bei Halbzeit lag Einsiedeln mit 9 : 8 vorne, was im Ringsport jedoch nicht allzu viel bedeutet. Einsiedeln vermochte sich zwar leichte Vorteile zu erarbeiten, doch Schattdorf hielt sich am Ball.

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Schattdorfs Aufholjagd

Schattdorf hoffte natürlich im zweiten Abschnitt Boden gutzumachen und das Ergebnis zu seinen Gunsten gestalten zu können. Dafür gab es nur ein Rezept: Die Urner mussten an Effektivität zulegen, was sie bisher nämlich reichlich schuldig blieben. Nach dem deutlichen 9:0-Sieg von Ruedi Appert gegen Bruno Flück kam so richtig Stimmung auf, die einheimischen Fans waren begeistert. Freistiler Jan Neyer unterlag im Greco gegen Schattdorfs Neuerwerbung Andreas Vetsch durch technische Überlegenheit, was das Heimteam weiter beflügelte. Andreas Burkard kämpfte gegen Nicolas Christen beherzt und führte bei Halbzeit mit 4:2, sodass beim Einsiedler Publikum wieder Hoffnung aufkam. Er musste dann jedoch dem ungestüm angreifenden Urner noch mit 10:4 deutlich Tribut zollen.  Die Moral der Einsiedler war damit im Keller.  Sieggarant Yves Neyer liess sich von den gefährlichen Kontern von Renato Kempf nicht erwischen und gewann durch technische Überlegenheit. Beim Stande von 18:14  musste die Entscheidung im letzten Fight fallen, was einem Penaltyschiessen gleichkommt. Für Einsiedeln bestand noch die Chance auf ein Unentschieden. Dabei musste Fabian Noser, der den erprobten  Lukas Schönbächler ersetzte, ran. Bei seiner Première rang er dem gebürtigen Kroaten Mateo Dodos immerhin einen Zähler ab, zu mehr reichte es aber nicht.  Der 22:15-Sieg fiel um einige Punkte zu hoch aus und widerspiegelt das Stärkeverhältnis beider Teams zu wenig genau.  Da der Pig Point nicht gelang, waren die Einsiedler zurecht enttäuscht. Für einen Sieg hätte Einsiedeln einen Lucky Punch gebraucht. Doch der ist dem Team leider nicht gelungen.

«Bei dieser Niederlage war auch etwas Pech dabei. Das kommt eben im Sport vor. Wir können die Uhr leider nicht mehr zurückdrehen und müssen jetzt anlaysieren, was gut und was schlecht war», erklärte Einsiedelns Trainer René Buchmann. Hinterfragt werden muss von den Klubverantwortlichen auch, weshalb die beiden Verstärkungen Ueli Buchmann und Andreas Vetsch nicht zur Verfügung standen. Gerade gegen Schattdorf wären sie für das Team wertvoll gewesen.  Erfreulich war, dass die Einsiedler über weite Strecken ein ebenbürtiger Gegner waren, aber in der zweiten Halbzeit völlig entgleisten.

Schattdorf wirkte etwas abgeklärter und war letztlich ein verdienter Sieger. Dem Heimteam gelang eine geschlossene Teamleistung. Die Einsiedler tun gut daran, die Partie baldmöglichst abzuhaken, denn die Meisterschaft geht weiter und kennt kein Erbarmen.  Und was war, muss besprochen, aber nicht überbewertet werden. Ausreden haben allerdings keinen Platz, obschon es eigentlich nur noch besser kommen kann.

 

Resultatübersicht:

57 kg:     Stephan Imholz – Dany Kälin 0:4

61 kg:     Sven Gamma -Patrick Dähler 4:0

65 kg:     Simon Gehrig –  Michel Schönbächler 1:3

70 kg:     Andreas Vetsch – Jan Neyer 4:0

74 kg:     Renato Kempf – Yves Neyer 0:4

74 kg:     Mateo Dodo – Fabian Noser 4:01

80 kg:     Nicolas Christen – Andreas Burkard 3:1

86 kg:     Ruedi Appert – Bruno Flück 3:0

97 kg:     Dvorak Bence – Roger Schatt 3:0

130 kg:   Michael Jauch – Sven Neyer 0:3

 

NLA Resultate:

Schattdorf – Einsiedeln 22:15

Willisau – Kriessern 19 :17

Freiamt – Hergiswil 28 :9

 

Heimkampf gegen Freiamt

W.S. Am nächsten Samstagabend empfängt die Ringerriege Einsiedeln daheim die Ringerstaffel Freiamt, die mit einem sensationell hohen Sieg gegen Hergiswil startete. Nach der letztjährigen Baisse scheinen die Aargauer die Kurve wieder gekriegt zu haben und wollen um die Titelvergabe mitreden. Bei Einsiedeln ist in diesem Duell Leidenschaft und Kampfwillen gefragt. Mehr Einzelheiten können der Freitagsausgabe entnehmen werden.

 

 

Werner Schönbächler