Für die Ringerriege Einsiedeln beginnt am Sonntagnachmittag das Abenteuer um den Gewinn der Bronzemedaille. Sie trifft dabei auf den letztjährigen Meister Kriessern.
W.S. Die Saison der Einsiedler Ringer in der höchsten Liga glich bisher einer wilden Berg-und-Tal-Fahrt. Eine Sturzfahrt? Nein, das war sie nicht. Einsiedeln hatte eine durchaus akzeptable Qualifikation mit starken Auftritten. Dabei hat man phasenweise gesehen, dass Substanz im Team steckt. Diese abzurufen lohnt sich am Sonntagnachmittag gegen Kriessern definitiv. Es ist kein Selbstläufer, dass Einsiedeln zum dritten Mal in Serie die Playoffs erreicht hat. Die Playoffs mit einer geballten Ladung Emotionen, erklärt Einsiedelns Trainer Urs Bürgler, «sind etwas ganz Spezielles. Jetzt geht es um alles, auf diesen Saisonhöhepunkt haben wir hingearbeitet.» Und eines wolle er versprechen: «Wir werden gegen Kriessern alles geben.» Er ist Realist genug, um zu wissen, dass sich seine Ringer enorm ins Zeug legen müssen, um diese Aufgabe zu meistern.
Grosser Gegner
Im Sport kreuzen sich die Wege der Protagonisten immer wieder. So kommt es auch in den Playoffs zum Wiedersehen zwischen Einsiedeln und Kriessern. Vor drei Jahren duellierten sich diese beiden Teams ebenfalls um Bronze. Nach einem Unentschieden daheim verlor Einsiedeln auswärts und musste damals wie in den beiden darauf folgenden Jahren mit dem vierten Platz vorliebnehmen. Die Statistik ist in dieser Saison eindeutig. Einsiedeln hat in der Qualifikation gegen Kriessern zweimal verloren – auch wenn knapp. 2018 gab es gegen den Meister nach einem Unterbruch von 30 Jahren wieder einmal einen Sieg. Doch Statistiken spielen in den Playoffs für Kriesserns Trainer-Ikone Hugo Dietsche keine Rolle mehr. «Viele Puzzlestücke werden den Ausschlag geben.» Auf welche Seite das Pendel schlägt, werde man sonntags sehen.» Viel mehr will er zu diesem Ringerfight nicht preisgeben. Er kennt ja die finale Auseinandersetzung wie kein Zweiter. Die Einsiedler dagegen nicht. Kriessern stand in den letzten Jahren immer wieder in der letzten Runde um Lob und Preis und ist mehrmals Champion geworden. Doch diesmal werden die Meisterzigarren entweder verdorren oder sie werden in einem hölzernen Behälter für den Gewinn der Bronzemedaille aufbewahrt. Auf den ersten Blick scheint es, als bleibe im Schweizer Ringsport alles gleich wie zuvor. Die Ringerstfaffel Kriessern, zusammen mit Willisau und Freiamt, eine aus der grossen «Dreierbande», will nach dem verpassten Titel nicht ohne Medaille bleiben.
Mutig auftreten
Doch Einsiedeln bringt die Voraussetzung mit, um die Herrschaft dieser «Dreierbande» wenigstens auf den drei Podestplätzen zu beenden. Dazu müssen die einheimischen Ringer aber auf die Überholspur schwenken. Eine Frage ist offen, wer von den beiden Teams nach einer kräftezehrenden Saison noch den grösseren Energiehaushalt hat. Da Kriessern das breitere Kader hat, müssen die Einsiedler mutig auftreten und dürfen kein Schablonenringen zeigen. Denn Kriessern gerät nicht so schnell ins Wanken. Während ein Sieg von Einsiedeln gegen das übermächtige Willisau im Playoff-Halbfinal eine Sensation gewesen wäre, ist Kriessern gegen Freiamt nicht unbeschadet aus dem Fegefeuer gekommen, was sicher am noch meisterlichen Selbstvertrauen genagt haben dürfte.
Volle Unterstützung
Die Playoffs-Kämpfe schreiben immer wieder ihre eigene Geschichte. «Es wird mit Sicherheit ein spannender Kampf werden und wir müssen alles abrufen, um Kriessern Paroli bieten zu können», meint der 20-jährige Freistilringer Lars Neyer. Das Aufeinandertreffen beider Teams verlief in den vergangenen Jahren meistens extrem spannend und voller Emotionen. Es ist schwierig zu beurteilen, wie der Kampf ausgeht, da unbekannt ist, wie in den neun Gewichtsklassen aufgestellt wird.
Entsprechend stimmungsvoll soll es am Sonntagnachmittag in der hoffentlich rappelvollen, bis unters Dach gefüllten Sporthalle werden. Die Einsiedler Ringer hoffen, dass sie bei ihrer nicht leichten Aufgabe von den Fans lautstark unterstützt und nach vorne geschrien werden. Der Beginn ist auf 15 Uhr angesetzt (Inserat).
Werner Schönbächler