Swiss Winforce League: Einsiedeln – Hergiswil 16:18

Unglaublich! Die Ringerriege Einsiedeln verpasst in einem der grössten Ringer-Dramen in der Mannschaftsmeisterschaft der letzten Jahre den Sieg mit viel Pech. Im letzten Duell fehlte lediglich ein Punkt zum Sieg, ehe es noch kippte.

W.S. Wie der Chronist prophezeite, war der Kampf zwischen Einsiedeln und Hergiswil eine äusserst knappe Angelegenheit und  zuletzt nichts für schwache Nerven. Wie hatte es so weit kommen können?  Isa Usupov, der schon zweimal rettender Engel für Einsiedeln war, führte 14:0 und hätte für den Sieg noch einen Punkt gebraucht. Doch ein riskanter Angriff wurde von seinem aufmerksamen Widersacher abgefangen, was die Niederlage Einsiedelns besiegelte. Viele der 350 Zuschauer dachten sich wohl, dass bei diesem Wurf ein Teufel Regie geführt haben muss. So war es nicht verwunderlich, dass die Einsiedler Verantwortlichen und Ringer im ersten Moment nicht über den Match reden wollten und wohl lieber aus der Sporthalle abgeschlichen wären. Dennoch rangen einige um Worte, um zu erklären, was eigentlich noch erklärbar ist: Eine Niederlage, nachdem der Sieg eigentlich schon im Trockenen zu sein schien und der Einsiedler Anhang bereits jubelte. Doch dann wurde Isa Usupov, der so attraktive Ringer, zur tragischen Figur. «Das ist unglaublich bitter. Ich kann keinem meiner Ringer Vorwürfe machen. Sie haben die Marschroute richtig umgesetzt, doch zum Schluss hat es halt nicht ganz gereicht», sagte Einsiedelns Trainer Urs Bürgler.  

Knappe Führung

Im Leichtgewicht musste sich Kay Neyer vom einstigen ukrainischen Spitzenringer Alexander Golin nach einem schnellen 4:0 Rückstand schultern lassen und blieb somit punktelos. Boris Illenseer hatte sich gegen Yasin Uzun in seinem ungeliebten Greco-Stil zu beweisen. Er löste diese Aufgabe mit Bravour und landete einen nie gefährdeten 6:0-Sieg. Lars Neyer verkaufte seine Haut von Beginn weg so teuer wie möglich, was sich letztlich auszahlte. Er bezwang nach einem erbitterten Kampf den erfahrenen Thomas Wisler mit 15:8. Und auch im nächsten Duell gab es Punkte für Einsiedeln Punkte. Sven Neyer verlor gegen den grossen Taktikfuchs Thomas Suppiger nach einem anfangs deutlichen Rückstand mit 6:2. Sechs Sekunden vor Schluss brachte er mit einer Zweierwertung einen Zähler aufs Vereinskonto. Doch deswegen liess sich das Einsiedler Team nicht ins Bockshorn jagen. Michel Schönbächler, der als einer von ganz wenigen Ringern in beiden Stilarten starke Leistungen abrufen kann, behielt in einem Abnützunskampf gegen David Wisler mit 4:0 das bessere Ende. Beim Halbzeitstand von 9:7 für Einsiedeln war in diesem Treffen noch jeder Ausgang möglich.

Heikle Phase

Freistilspezialist Andreas Burkard, der aus taktischen Gründen im Greco eingesetzt wurde, blieb gegen den Junioren-Internationalen Christian Zemp mit 12:0 chancenlos. Einen intensiven Kampf lieferten sich Jan Neyer und Martin Grüter. Nach anfänglicher Dominanz des Gastringers konnte Neyer mit zunehmender Kampfdauer punkten und so die Niederlage mit 12:4 in Grenzen halten.  Obschon Hergiswil damit 10:13 vorne lag, behielten die Einsiedler kühlen Kopf. Avtorkhanov Saifulla leitete mit seinem nie gefährdeten 14:0-Sieg gegen Defensivstratege Raphael Kaufmann vorübergehend den Umschwung für Einsiedeln ein. Die Begegnung musste somit auf der Zielgerade entschieden werden. Nach anfänglichem 5:0 Rückstand änderte Adrian Mazan seine Taktik und bekam Philippe Kunz zusehends besser in den Griff.  Mit wirkungsvollen Beinangriffen drehte er den Spiess um und landete einen deutlichen 18:5-Sieg. Damit stand es vor dem letzten Duell 16:14 für Einsiedeln und alles schien seinen Lauf zu nehmen. Doch nach wunderbaren Überwürfen folgte die verhängnisvolle Niederlage für Isa Usupov.

Doch gerade solche turbulente Begegnungen machen das Mannschaftsringen aussergewöhnlich. Es war insgesamt ein guter Fight mit rassigen Zweikämpfen. Beide Teams haben ohne grosses taktische Geplänkel Vollgas gegeben. Urs Bürgler hält fest. «Die Nationalliga ist sehr ausgeglichen, da ist noch vieles möglich. Wir nehmen Match für Match.»

Vielleicht war das Glück für Einsiedeln einfach aufgebraucht gewesen. Im ersten Augenblick überwog sicher der Frust. So am Schluss noch zu verlieren, ist unglaublich bitter. Aber was will man machen? Es war beinahe wie im Skifahren eine Hunderstel-Entscheidung. Das tut extrem weh. Doch die Schmerzen, welche die gebrochenen Herzen verursachen, müssen die Einsiedler möglichst schnell loswerden, denn sie haben trotz der Niederlage insgesamt eine gute Leistung gezeigt und um jeden Punkt gefightet und nur mit viel Pech verloren. So brutal kann eben Sport sein. Der Ringergott hat sich für diesen Fight eben eine besondere Dramaturgie ausgedacht.

Resultatübersicht:

57 kg:          Kay Neyer – Alexander Golin 0:4

61 kg:          Lars Neyer – Thomas Wisler 3:1

65 kg:          Michel Schönbächler – David Wisler 2:0

70 kg:          Jan Neyer – Martin Grüter 1:3

74 kg:          Adrian Mazan – Philippe Kunz 3:1

74 kg:          Isa Usupov – Patrick Kunz 0:4

79 kg:          Avtorkhanov Saifulla – Raphael Kaufmann 3:0

86 kg:          Andreas Burkard – Christian Zemp 0:3

97 kg:          Sven Neyer – Thomas Suppiger 1:2

130 kg:        Boris Illenseer – Yasin Uzun 3:0

Einsiedeln – Hergiswil 16:18

Kriessern – Schattdorf 31:7

Willisau – Freiamt 21:14

Tabelle:

1. Willisau 9 P., 2. Kriessern 8 P., 3. Hergiswil 4 P.,  4. Einsiedeln 4 P., 5. Freiamt 4 P., 6. Schattdorf 1 P.

Heimkampf gegen Schattdorf

W.S. Einsiedeln befindet sich gegen Schattdorf in der Qualifikation im Vorteil. Mit drei  Punkten Rückstand auf Einsiedeln ist das Erreichen der Playoffs für die Urner in weite Ferne gerückt. Doch deswegen lassen sie die Köpfe nicht hängen. Mit einem Sieg würden sie wieder Licht am Ende des Tunnels sehen. Im ersten Match trennten sich die beiden Teams 17:17 resultatlos, wobei Einsiedeln den in Reichweite liegenden Sieg im allerletzten Moment aus den Händen gab. Seit dieser Begegnung fällt bei  Schattdorf der Internationale Nicolas Christen wegen einer Fussverletzung aus, was ein grosses Handicap ist. Ob er gegen Einsiedeln wieder einsatzbereit ist, werden weitere Trainings zeigen. Die Uristiere werden alles daran setzen und den Gegner ihre Hörner zeigen. Als Vorkampf findet der Sporthalle die Begegnung zwischen den beiden NLB-Teams Tuggen und Team Valais statt.

Werner Schönbächler