Ringerfight blieb bis kurz vor Ende ausgeglichen
Am Ende war es resultatmässig doch eine klare Angelegenheit. Zumindest auf dem Papier. Auf der Matte blieb das Duell bis zum achten Kampf hochbrisant.
W.S. Neben den Gästen gab es weitere Gewinner: In erster Linie die etwa 300 Zuschauer, die von beiden Mannschaften tollen Ringkampfsport ohne grosses taktisches Geplänkel, aber mit vielen herrlichen Aktionen erlebten. Die Einheimischen mussten auf die beiden Austauschringer, Adrian Mazan und den verletzten Yves Neyer verzichten. Am Schluss war Einsiedelns Trainer Urs Bürgler ein bisschen zwiegespalten. Als positiv wertete er, dass sich seine Staffel den Kämpfen gestellt, gekämpft und die Begegnung über weite Strecken mitgestaltet hat. Dennoch sei die «dicke Überraschung» ausgeblieben. Doch Wille und Kampfgeist brachten die Ringerriege Einsiedeln nach Rückständen immer wieder zurück. Trotzdem ist vor allem die aktuelle Heimbilanz unbefriedigend. Es mangelt offensichtlich an der Effizienz. Doch vierte Heimniederlage hin oder her: Was trotz der Enttäuschung bleibt, ist die Gewissheit, dass Einsiedeln mit der NLA-Konkurrenz mithalten kann.
Im Leichtgewicht begann Dany Kälin gegen Dorien Hutter stark, lag bald einmal deutlich in Führung, hatte seinen Widersacher immer im Griff und holte kurz vor Zeitablauf einen Sieg durch technische Überlegenheit. Philipp Hutter, der über internationale Erfahrung im freien Stil verfügt, stiess für viele etwas überraschend auf Greco-Ringer Sven Neyer, der taktisch einen ausgezeichneten Fight ablieferte und mit 7:1 den Sieg unter seinen Hut brachte. Der 19-jährige Lars Neyer bestätigte seine grossen Fortschritte erneut und lieferte sich mit Christoph Wittenwiler wohl den spektakulärsten Fight des Abends. Die Punkte fielen wie die Blätter im Herbst von den Bäumen. Am Ende lag er mit 18:17 vorne. Dass ihm vom Unparteiischen zweimal der Schultersieg verwehrt wurde, war etwas grenzwertig und löste Unmut bei den Zuschauern aus. «Lars hat vieles richtig gemacht», analysierte Urs Bürgler. Auf den möglichen Schultersieg wollte er nicht eingehen. Eine schwierige Aufgabe hatte Robert Valentin gegen den diesjährigen Greco-Junioren-Vizeweltmeister Ramon Betschart zu bewältigen. Er hielt sich als Freistilringer anfangs über alle Erwartungen gut, konnte allerdings die Schulterniederlage nicht verhindern. Ein anderer Schlüsselkampf endete zur grossen Überraschung mit einem Einsiedler Erfolg. Michel Schönbächler vermochte gegen den einstigen ungarischen Weltklasseringer Gabor Molnar mitzuhalten und holte einen vielbejubelten 2:1-Sieg. Damit verliess er gegen diesen Gegner nach unzähligen Duellen die Matte erstmals als Sieger. Einsiedeln lag bei Halbzeit mit 11:8 vorne.
Eingebrochen
Im Duell zwischen Andreas Burkard und dem körperlich überlegenen Damian Dietsche ging es hitzig zu und her. Burkhard geriet mit 2:0 unnötig in Rücklage, konnte aber nach einem wirkungsvoll vorgetragenen Beinangriff ausgleichen und schien damit den Sieg in der Tasche zu haben. Doch zwei Sekunden vor Schluss liess er seinem Widersacher die Siegeswertung zu. Jan Neyer konnte dem favorisierten Dominik Laritz, dem wohl grössten Talent des Schweizer Ringsports, in der ersten Runde (2:2) Paroli bieten. Letztlich hatte aber der Gastringer mit 6:4 die Nase knapp vorne. Der gesundheitlich etwas angeschlagene Mathias Käser, der über ein grosses Kämpferherz verfügt, geriet gegen Damian Dietsche bald einmal in die Bedrouille und hatte am Ende mit 12:0 das Nachsehen. Damit ging Kriessern erstmals mit 13:15 in Führung und hatte noch zwei Pfeile im Köcher. In einem von der Takt geprägten Fight führte David Hungerbühler gegen Lukas Schönbächler technisch die feinere Klinge und baute seinen Sieg Punkt für Punkt bis zum 9:0-Sieg aus, womit die Würfel bereits vor dem letzten Duell zugunsten Kriesserns gefallen waren. Im letzten Durchgang konnte der erst 16-jährige Edy Gugolz, dessen gleichnamiger Vater ebenfalls Aktivringer bei Einsiedeln war, gegen den Internationalen Marc Dietsche Wettkampferfahrung sammeln. Gugolz wehrte sich tapfer, verlor aber gegen seinen technisch versierten Widersacher technisch überhöht.
Die Einsiedler bäumten sich zwar immer wieder auf, doch fehlte in gewissen Situationen das nötige Wettkampfglück und besonders die Kaltschnäuzigkeit, um die Wende perfekt zu machen. «Schade, dass es nicht gereicht hat», hielt Urs Bürgler fest. «Die Moral des Teams macht mir aber Freude und stimmt mich für den weiteren Verlauf zuversichtlich.»
Kriessern konnte sich hingegen für die bittere Vorrundenniederlage (19:20) revanchieren. Was für die Rheintaler aber noch wichtiger ist: «Wir bestätigten unseren Aufwärtstrend», hielt Bürglers Antipode Hugo Dietsche fest. Trotz der Niederlage haben die Einsiedler vieles richtig gemacht. Doch das Team ist noch nicht so stabil, wie es sein sollte. Weiter haben unnötige Nachlässigkeiten zu Punkteeinbussen geführt. Am Ende erhielt das Heimteam einen warmen Applaus für seine Leistung. Es war kein jubelnder Beifall, aber wenigstens ein kleiner Trost. Einsiedeln hat zwar viele Ausfälle zu verzeichnen gehabt, aber die vielen jungen Ringer machten ihre Sache gut, was doch eine erfreuliche Perspektive ist.
Resultatübersicht:
57 kg: Dany Kälin – Dorien Hutter 4:1
61 kg: Lars Neyer – Christoph Wittenwiler 1:1
65 kg: Michel Schönbächler – Gabor Molnar 2:1
70 kg: Jan Neyer – Dominik Laritz 1:2
74 kg: Lukas Schönbächler – David Hungerbühler 0:3
74 kg: Marc Dietsche – Edy Gugolz 4:0
80 kg: Mathias Käser – Fabio Dietsche 0:3
86 kg: Andreas Burkhard – Damian Dietsche 1:2
97 kg: Robert Valentin– Ramon Betschart 0:4
130 kg: Sven Neyer – Philipp Hutter 3:1
Einsiedeln – Kriessern 13:22
Willisau – Schattdorf 26:13
Freiamt – Hergiswil 23:15
Tabelle:
- Willisau, 14 P., 2. Freiamt 11 P., 3. Kriessern 9 P., 4. Einsiedeln 8 P., 5. Schattdorf 4 P., 6. Hergiswil 2 P
Heimkampf gegen Willisau
Für die Ringerriege geht es Schlag auf Schlag weiter. Obschon sie als Tabellenvierte einen Vorsprung von vier Zählern auf Schattdorf haben, steht die Playoff-Teilnahme noch nicht endgültig fest. Mit einem Sieg in der nächsten Runde wäre die Sache endgültig in trockenen Tüchern. Doch mit Leader Willisau gastiert das gegenwärtig beste Team in Einsiedeln. Nach dem 17:18-Forfaitsieg von Einsiedeln darf man auf die Reaktion Willisaus gespannt sein.
Werner Schönbächler