Geglückter Einstand für Einsiedelns Russe
Die Ringerriege Einsiedeln unterliegt auswärts gegen Freiamt nach einem aufwühlenden Kampf mit 20:17. Bei Teams hatten am Schluss je fünf Siege auf dem Matchblatt. Damit trifft Einsiedeln im Halbfinal daheim auf Willisau.
W.S. Freiamt und Einsiedeln verbindet eine Art Hassliebe. Beide anerkennen zwar die Stärken des anderen, das schon. Aber auf der Matte gönnen sie einander rein gar nichts. In der Tat lieferten sich die beiden Teams einen hartumkämpften Schlagabtausch. Es war ein Fight auf Biegen und Brechen, lange Zeit ohne Zuspruch für den Ringer-Feinschmecker, aber unerhört intensiv, hart und spannend.
Dank des Erfolges hat Freiamt den zweiten Platz gesichert, derweil Einsiedeln Vierter bleibt. Einsiedeln hat bis zuletzt gekämpft und hielt sich weit besser als in der Vorrunde. Freiamt bleibt weiterhin alles andere als ein Lieblingsgegner von Einsiedeln, besonders auswärts. Einsiedelns Niederlage war zwar keineswegs zwingend, doch insgesamt waren die Aargauer eben doch eine Spur cleverer und abgebrühter. Bei einigen Aktionen fehlte einfach der nötig Biss. Einsiedeln war nicht fähig, nach einer guten Phase das Momentum zu übernehmen. Die Ringer müssen lernen, die Konzentration während des ganzes Kampfes hochzuhalten.
Freiamt leicht im Plus
Die Einheimischen gaben vor über 500 Zuschauern zu Beginn den Ton an. Dany Kälin wehrte sich gegen den Junioren-Internationalen Nils Leutert, lag für kurze Zeit mit einer Viererwertung gar in Führung, wurde aber kurz vor Ablauf der ersten Runde von seinem Kontrahenten eiskalt erwischt. Das Duell von Einsiedelns Austauschringer Andry Vishar und Adrian Wetzstein entwickelte sich zu einer einseitigen Angelegenheit. Nach zwei Minuten siegte Vishar technisch überhöht und brachte so das Punktemaximum in trockene Tücher. Der favorisierte Nino Leutert musste gegen den aufstrebenden Lars Neyer all sein Können aufbieten, um die Matte als glücklicher 16:7-Sieger zu verlassen. Neyers Fusssichel wirkte besonders am Anfang. Sein zehn Jahre älterer Bruder Sven Neyer startete mit konsequenten Durchdrehern gegen Marc Weber furios und lag bald einmal mit 5:0. Er musste aber seinem konditionsstarken Widersacher eine Zweierwertung zugestehen. Kaderringer Randy Vock und Michel Schönbächler lieferten sich einen wahren Abnützungskampf. Schönbächler lag nach den ersten drei Minuten mit 2:1 zurück. Mit einem Überwurf, bei dem die im Greco-Stil verbotenen Beine etwas mitgeholfen haben, kam Vock zu einer umstrittenen Fünferwertung und sicherte sich so den Sieg. Bei Halbzeit führte die Heimmannschaft mit 11:8.
Avtorkhanovs Einstand
Nach dem Wiederanpfiff verstärkte das Heimteam vorerst seine Bemühungen. Der Russe Magomed Ayskhanov setzte gegen Andreas Burkhard eine deutliche Duftmarke. Mit seinen blitzschnellen Angriffen punktete er immer wieder bis zur technischen Überlegenheit. Dass Burkhard eine Zweierwertung nicht gegeben wurde, war grenzwertig. Gespannt wartete man auf Einsiedler Seite auf den Auftritt von Saifulla Avtorkhanov. Der Tschetschene lebt seit drei Jahren in Zürich und erfüllt damit die Voraussetzungen als Ringerschweizer. Dass er ein Top-Freistilspezialist ist, kam bald einmal zum Ausdruck. Mit blitzschnell und krachend vorgetragenen Angriffen siegte er gegen Marc Schärer durch technische Überlegenheit. Mathias Käser bekam es mit dem einstigen Olympiateilnehmer und nach wie vor besten Schweizer Grecoringer Pascal Strebel zu tun. Strebel sammelte sofort Punkte und verteidigte die 8:0-Führung gegen den unermüdlich fightenden Käser bis zum Kampfende. Im nächsten Duell fiel eine wichtige Vorentscheidung. Trotz des hart erkämpften 7:5-Sieges von Jan Neyer gegen Nino Küng stand es damit 19: 14 für Freiamt. Zuletzt stand für das Publikum ein weiterer heisser Kampf an: Adrian Mazan trat gegen den Russen Husein Kadimagodmaev, der auch ein starker MMA-Fighter ist, an und setzte sich nach einer spannenden Begegnung mit 8:1durch.
«Trotz der knappen Niederlage bin ich mit der Leistung meines Teams zufrieden», kommentierte Trainer Urs Bürgler, «obschon es zuletzt keine «Bonuspunkte» gegeben hat.» Die Einsiedler Ringer haben ein weiteres Mal bewiesen, dass sie in Vollbesetzung jedem Team Paroli bieten können. So, wie Einsiedeln momentan auftritt, kann dies durchaus der Fall sein.
Einsiedeln zeigte insgesamt einen beherzten Auftritt und lieferte damit seinen Teil zu einem spannenden Ringerfight bei. Aber am Schluss fehlte die Krönung. Man möchte fast sagen: nur einige Wertungen. Für die Zuschauer war es eine Vorstellung zum Applaudieren. Einsiedeln hat damit die Playoff-Tauglichkeit unter Beweis gestellt. Einsiedeln hat letztlich etwas die Cleverness gefehlt, um etwas aus dem Freiamt mitzunehmen.
Resultatübersicht:
57 kg: Nils Leutert – Dany Kälin 4:0
61 kg: Nino Leutert – Lars Neyer 3:1
65 kg: Randy Vock – Michel Schönbächler 3:1
70 kg: Marc Schärer – Salfulla Avtorkhanov 0:4
74 kg: Nino Küng – Lars Neyer 1:2
74 kg: Adrian Mazan – Husein Kadimagomaes 3:1
80 kg: Pascal Strebel – Mathias Käser 3:0
86 kg: Magomed Ayskhanov – Andreas Burkhard 4:0
97 kg: Marc Weber – Sven Neyer 1:2
130 kg: Adrian Wetzstein – Andry Vishar 0:4
Freiamt – Einsiedeln 20:17
Hergiswil – Schattdorf 21:17
Willisau – Kriessern 25:11
Tabelle:
1. Willisau 16 P., 2. Freiamt 15 P., 3. Kriessern 11 P., 4. Einsiedeln 10 P.,5. Hergiswil 4 P. 6. Schattdorf 4 P.,
Einsiedeln startet daheim
W.S. Nachdem die Ringerriege Einsiedeln in den letzten sechs Jahren das beste Ringen während der Qualifikationsphase gezeigt und damit die den Halbfinal der besten vier Teams gezeigt hat, trifft sie am nächsten Samstagabend in der ersten Playoff-Runde auf Leader Willisau. Aufgrund der beiden bisherigen Begegnungen dürfte es zu einer engen Angelegenheit werden. Die Einsiedler Ringer hoffen schon jetzt auf zahlreiche Unterstützung. Bekanntlich sind die Playoffs in allen Sportarten eine Art Mythos und für das Publikum besonders attraktiv.
Werner Schönbächler