Ringerriege Einsiedeln hielt bis zum neunten Kampf mit
Die Einsiedler Ringer unterlagen in einem unglaublich spannenden Fight gegen Freiamt letztlich einige Punkte zu hoch. Hitchcock hätte über weite Strecken nicht besser Regie führen können.
W.S. Die Einsiedler Ringer haben den mit viel Spannung erwarteten Rückkampf um die Bronzemedaille gegen das favorisierte Freiamt mit 22:16 verloren. Für den Gesamtsieg hätten sie einen Vorsprung von vier Punkten gebraucht. Unglaublich, was die beiden Teams vor 650 Zuschauern leisteten. Trainer Urs Bürgler meinte: «Einsiedeln hat gezeigt, zu welcher Leistung es fähig ist, wenn der Fokus stimmt.» Einsiedeln kämpfte sich in Rücklage wieder heran, hat nie aufgegeben und lag zwischenzeitlich gar in Führung. Chapeau, die Einsiedler haben in diesem stimmungsvollen Match mit ihrer Unbekümmertheit viel Freude bereitet. Das war eine starke Darbietung. Ein Handicap war sicher, dass Einsiedeln auf den verletzten Flavio Freuler verzichten musste. So wurden in der Aufstellung einige Änderungen vorgenommen und auf volles Risiko gesetzt.
Starke erste Halbzeit
Das Publikum erlebte von Beginn weg einen nervenaufreibenden Kampf. Patrick Dähler, der nach einer leichten Hirnerschütterung vor eine Woche bereits wieder auf der Matte stand, wirkte etwas gehemmt und unterlag Nino Leutert technisch überhöht. Andrji Vishar ging hochkonzentriert ans Werk und gewann gegen den konditionell immer mehr nachlassenden Pascal Gurtner nach fünf Minuten technisch überhöht (17:2). Michel Schönbächler, der für sein Kampfgewicht einige Kilos reduzieren musste, dominierte den allerdings stets gefährlichen Nils Leutert von der ersten Sekunde an. Mit 11:6 behielt er in der Endabrechnung das bessere Ende. Sven Neyer und Roman Zurfluh lieferten sich einen Fight auf Biegen und Brechen. Neyer liess das Zünglein an der Waage schliesslich verdientermassen mit 3:1 zu seinen Gunsten ausschlagen.
Zum letzten Duell vor der Pause griffen Thomas Wild und Lorenz Schönbächler zusammen. In einem tollen Fight, bei dem es drüber und drunter ging, brachte der erst 19-jährige Schönbächler den Alt-Internationalen in eine brenzlige Lage, woraus sich sein Kontrahent nur dank seiner grossen Erfahrung befreien konnte. Trotz der 18:6-Niederlage holte er einen wertvollen Mannschaftspunkt, womit es bei Halbzeit 10:10 unentschieden stand.
Viel Dramatik
In den fünf Kämpfen nach der Pause ging es weiter turbulent zu und her. Das Duell zwischen Yves Neyer, der zwei Kategorien höher als üblich antrat, und Sandro Vollenweider verlief nicht lange ausgeglichen. Neyer sammelte gegen seinen stark abbauenden Kontrahenten fleissig Punkte und gewann technisch überhöht (16:1). Beim Stande von 11:14 herrschte knisternde Spannung. Im nächsten Einsatz musste der um zwei Klassen gestiegene Dany Kälin gegen den ambitionierten Internationalen Randy Vock antreten. Vock liess nichts anbrennen und konnte beim Stande von 11:0 einen Schultersieg buchen. Weil die nächsten Mattenduelle gemäss Papierform Freiämtler Siege erwarten liessen, sah es für Einsiedeln nicht gut aus. Freistilringer Andreas Burkard trat für einmal im Greco an. Er schien gegen die Papierform Einspruch erheben zu wollen. Nachdem er die erste Runde noch mit 2:1 gewann, musste er zuletzt den Sieg (8:4) Marc Weber überlassen. Mit Pascal Strebel hatte Freiamt ein weiteres Trumpf-Ass im Ärmel. Das Skore gegen den bis zuletzt fightenden Mathias Käser lautete nach zwei Runden 11:0, womit die Würfen endgültig gefallen waren. Jan Neyer führte im letzten Duell dieses Kampfes gegen Nico Küng bis kurz vor Schluss. Mit einer Zweierwertung kam der Heimringer zu einem knappen 6:5-Sieg.
Trotz der letztlich etwas zu hoch ausgefallenen Niederlage und der damit verpassten Bronzemedaille, war Einsiedelns Kollektiv beeindruckend. Jedenfalls bekam das favorisierte Freiamt den Ehrgeiz mehr zu spüren als ihm lieb war. Trotz der erfreulichen Auftritte ab der Rückrunde erhebt Urs Bürgler den Mahnfinger und spricht Klartext: «Wir haben uns in der Liga wohl viel Respekt verschafft und einen grossen Schritt nach vorne gemacht, mehr allerdings nicht. Wir müssen auf dem Boden bleiben und weiter hart arbeiten.»
Die Ringerriege Einsiedeln hat nach dem holperigen Saisonstart eine positive Entwicklung durchgemacht. Die Verantwortlichen wussten, dass die Mannschaft mehr Qualität hat als die Ergebnisse vermuten liessen. Sie wussten auch, dass der Erfolg nach den Auftaktniederlagen einmal kommen musste. Die Ruhe und Geduld hat sich ausbezahlt. Besonders Trainer Urs Bürgler bewahrte auch in der Negativspirale kühlen Kopf. Ärgerlich war, dass verletzungsbedingt immer wieder wichtige Ringer ausfielen. Dennoch hat das Team Format angenommen und überraschend die Playoff-Qualifikation geschafft, was kein Selbstverständnis ist. Allein schon deshalb gilt es die verpasste Bronzemedaille zu relativieren.
Resultatübersicht:
57 kg: Nino Leutert – Patrick Dähler 4:0
61 kg: Nils Leutert – Michel Schönbächler 1:3
65 kg: Thomas Wild – Lorenz Schönbächler 3:1
70 kg: Randy Vock – Dany Kälin 4:0
74 kg: Pascal Strebel – Mathias Käser 3:0
74 kg: Nico Küng – Jan Neyer 2:1
80 kg: Marc Weber – Andreas Burkard 2:1
86 kg: Sandro Vollenweider – Yves Neyer 1:4
97 kg: Roman Zurfluh – Sven Neyer 1:2
130 kg: Pascal Gurtner – Andrji Vishar 1:4
1./2. Platz (Best of three)
Kriessern – Willisau 16:19 (Gesamtstand: 1 : 1)
(Entscheidung am 16. 12. in Widnau)
3./4. Platz:
Freiamt – Einsiedeln 22:16
Werner Schönbächler