Einsiedeln bezwang Kriessern im ersten von zwei Kämpfen um die Bronzemedaille mit vier Punkten Unterschied. Die Entscheidung fiel erst im letzten Kampf.
W.S. Die Playoff-Kämpfe im Ringer sind immer auch Rechenspiele. Kriessern dürfte im Aufstellungspoker von Einsiedeln kalt erwischt worden sein. Doch die Bronzemedaille ist deswegen noch lange nicht gewonnen. Jetzt folgen die Vorbereitungen für den Rückkampf. Kriessern will diesen noch zu seinen Gunsten drehen.
In diesem Ringerklassiker lieferten sich die beiden Teams von Beginn weg ein intensives und emotionales Duell. Die Ringer haben gekämpft, geschwitzt und wurden von den rund 400 Zuschauern mit Trommeln und Anfeuerungsrufen unterstützt. Bei den beiden Teams herrschte phasenweise eine elektrisierende, brodelnde, aber durchweg faire Atmosphäre. Keiner Mannschaft gelang es in diesem Fight, ein Punktepolster zu schaffen. Es war ein Kampf, der die Fans von der ersten bis zur letzten Minute in Atem hielt. Es gab Schlüsselszenen in dieser Partie, welche hohe Emotionen erzeugten. Wenn man auf die Tribüne gegangen wäre und gefragt hätte, ob dieser Match keinen Spass gemacht habe, wäre die Antwort wohl nein gewesen. Der Hinkampf um die Bronzemedaille bot vieles, was das Ringer-Herz begehrte.
Knappe Pausenführung
Die Einsiedler kamen hervorragend aus den Startblöcken. Alexander Golin gab gleich zu Beginn Sandro Hungerbühler den Tarif durch. Der Schrauben- und Durchdrehkünstler baute den Vorsprung immer mehr bis zu seinem 15:0- Sieg durch technische Überlegenheit aus. Boris Illenseer, der aus einer Verletzung kam, wurde als Freistiler aus taktischen Gründen im Greco eingesetzt. Ramon Betschart, U23-Weltmeister, führte die technisch feinere Klinge und holte einen 4:0-Sieg. Trotz der Niederlage erfüllte der Unterlegene den Soll. Welche Kräfte die Einheimischen nach diesem Auftakt frei machen konnten, zeigte der wilde Draufgänger Lars Neyer. Er stellte sich auf den favorisierten Christoph Wittelwiler gut ein, bot kräftig Stirn und beendete die erste Runde mit 1:1. Nach 4:40 Minuten führte ein blitzschnell ausgeführter Angriff am Boden zu einem vielumjubelten Schulersieg von Neyer. Doch in der vierten Begegnung kamen die Gäste wieder zum Jubeln. Sven Neyer riskierte etwas zu viel und wurde vom aufmerksamen Ringerfuchs Damian Dietsche prompt mit einer Dreiewertung erwischt. Obschon Neyer zusehends den Ton angab und Terrain gutmachen konnte, musste er
hauchdünn mit 5:4 den Kürzeren ziehen. Jan Neyer unterlag dem übermächtigen Dominik Laritz, einem Multitalent in den Zweikampfsportarten Ringen, Boxen und MMA, kurz vor Zeitablauf technisch überhöht und brachte keinen Zähler aufs Mannschaftskonto. Bei Halbzeit führte Einsiedeln mit 9:7.
Es wurde noch eng
Trotz dieser Führung war von Entspannung auf der Matte keine Rede. Schwer hatte es Sascha Schmid, der nach seiner heimtückischen Krankheit noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte ist. Trotzdem konnte er über weite Strecken mithalten, ehe bei ihm in den letzten zwei Minuten die Kräfte nachliessen. Andreas Bleiker kannte keine Gnade und siegte mit 7:2. Doch Einsiedeln hatte einen weiteren Punkt auf seinem Konto. Andreas Vetsch, Einsiedelns Austauschringer von Oberriet, und David Loher lieferten sich ein Duell mit Gehässigkeiten. Dank des energischen Mattenleiters wurde der Kampf wieder in ordentliche Bahnen gelenkt. Am Ende lag der agilere Vetsch mit 7:2 vorne. Mit Andreas Burkard stach im Freistil gegen Tobias Betschart ein weiterer Einsiedler Trumpf. Er ging keine unnötigen Risiken ein, hielt seinen Kontrahenten souverän im Schach und konnte bei seinem mit 2:0-Sieg zwei weitere Punkte aufs Konto schreiben lassen. Rein rechnerisch war noch jeder Ausgang offen. Adrian Mazan hatte es gegen den Internationalen Marc Dietsche schwer. Obschon Mazan nie aufgab, konnte er die technisch überhöhte Niederlage nicht abwenden und musste trotz seiner nimmermüden Anstrengungen die Höchststrafe hinnehmen. Beim Stande von 15:15 musste die Entscheidung im letzten Kampf fallen. Yves Neyer schaffte dabei gegen David Hungerbühler die Überraschung und holte für sein Team die Kastanien aus dem Feuer. Er liess sich als Freistiler vom Greco-Spezialisten nicht düpieren und startete mit einem Angriffsfeuerwerk von Durchdrehern und Überwürfen. Der sonst zuverlässige Rheintaler verlor die Übersicht und musste nach 1:39 Minuten durch technische Überlegenheit die Matte verlassen. Nach diesem Erfolg lagen sich die Ringer in den Armen und liessen sich von den Zuschauern feiern. Der Lärmpegel des Einsiedler Anhangs liess nun fast Zwerchfelle platzen. «Wir hatten nach einem gelungenen Start einen guten Lauf und das Momentum kippte auf unsere Seite», freute sich Trainer Urs Bürgler. Der Kampf hat eine komische Eigendymanik entwickelt, die in Richtung Einsiedeln ging. Letztlich hat die etwas bessere Mannschaft gewonnen. Doch Einsiedeln beanspruchte Glückgöttin Fortuna, hatten doch beide Teams am Ende je fünf Siege.
Die Einheimischen sind aber deswegen noch lange nicht am Ziel. Ob die vier Punkte Vorsprung, die sich Einsiedeln herausgeholt hat, reichen, hängt wieder von der Mannschaftsaufstellung ab. Doch solche Gedanken machten sich die Ringer noch nicht. Zuerst hiess es aufräumen und dann gab es als Belohnung Pizza. Denn alle wissen, dass Kriessern ein gallisches, widerspenstiges Dorf ist, deren Ringer nicht aufgeben werden und Revanche wollen.
Geehrt wurden am Ende dieses Ringerspektakels Martin Schönbächler, Robin Biederer, Alexander Golin und Sven Neyer für ihre Medaillengewinner an Titelkämpfen, Dany Kälin für seine bronzene Auszeichnung mit Sense in er NLB, Lukas Schönbächler für seine Ungeschlagenheit bei Rapperswil, die beiden starken Austauschringer Maurus Zogg und Andreas Vetsch sowie Patrick Dähler für seine bestandene Prüfung als internationaler Kampfrichter.
Rückkampf am nächsten Sonntag
Beide Teams wollen am nächsten Sonntagnachmittag nichts anderes als den Sieg. Kriessern muss diesen erzwingen und dabei vier Punkte aufholen. Einsiedeln darf sich in der Hölle des Löwen keine Blösse geben und muss sich auf eine Angriffswelle der Rheintaler gefasst machen. Es darf wieder eine Partie auf Augenhöhe erwartet werden. Der Match beginnt in der Mehrzweckhalle Kriessern um 14 Uhr.
57 kg: Alesander Golin – Sandro Hungerbühler 4:0
61 kg: Lars Neyer – Christioph Wittenwiler 4:0
65 kg: Jan Neyer – Dominik Laritz 0:4
70 kg: Andreas Vetsch – David Loher 3:1
75 kg: Adrian Mazan – Marc Dietsche 0:4
75 kg: Yves Neyer – David Hungerbühler 4:0
80 kg: Andreas Burkard – Tobias Betschart 2:0
86 kg: Sascha Schmid – Andreas Bleiker 1:3
97 kg: Sven Neyer – Damian Dietsche 1:2
130 kg: Boris Illenseer – Ramon Betschart 0:2
3./4. Platz:
Einsiedeln – Kriessern 24:16
Final: (Best-of-3)
Freiamt – Willisau 17:17 (7:3 Einzelsiege für Willisau, 1:0 für Willisau)
Auf-Absiegskampf:
Oberriet – Hergiswil 20:14 (Gesamt 43:26 für Oberriet)
Werner Schönbächler