Das Duell zwischen Freiamt und Einsiedeln wird trotz Corona seine Anziehungskraft nicht verfehlen. Die Frage lautet: Kann Einsiedeln die favorisierten Aargauer gefährden?
W.S. Die Ringerherzen werden wieder höher schlagen, wenn sich die beiden Rivalen Freiamt und Einsiedeln gegenüberstehen. Für Ringsportfans heisst es jeweils bei diesem Kampf, zeitig anreisen, um diesen Leckerbissen von einem guten Sitz aus verfolgen zu können. Freiamt wird für die Einsiedler Zuschauer einen separaten Sektor bereitstellen.
Fast auf den Tag genau vor einem Jahr sind sich die beiden Teams bei der Eröffnung des Oktoberfestes gegenüber gestanden, als sich Einsiedeln in einem packenden Fight und vor prächtiger Kulisse nach über dreissig Jahren wieder einmal einen Auswärtssieg gegen Freiamt holte. Doch seither haben sich die Kader der beiden Mannschaften verändert. Neue Athleten sind hinzugekommen und eigene Nachwuchsringer haben an Gewicht zugelegt. Trotzdem wird das eine oder andere Mattenduell aus dem Vorjahr oder der diesjährigen Vorrunde eine Neuauflage erleben. Was natürlich auch davon abhängt, ob die Trainer Marcel Leutert (Freiamt) und Urs Bürgler (Einsiedeln) das Risiko von Umstellungen wagen oder sich eher für die Stammbesetzung entscheiden. Sicherlich dürften sie seit dem vergangenen Kampftag über die Aufstellung gegrübelt und sich wie Schachspieler gefühlt haben, die immer den nächsten Zug des Gegners erahnen müssen, um erfolgreich zu sein.
Die Generalprobe für diesen prestigeträchtigen Kampf hat Einsiedeln gegen Kriessern gewonnen, derweil sich Freiamt gegen Willisau etwas überraschend zum zweiten Mal geschlagen geben musste. Also ein kleines Plus für die Einsiedler Ringer. Eine weitere Niederlage könnte womöglich beim Gegner eine Negativdynamik auslösen. Doch Freiamt hat nur ein Ziel, sie wollen vor eigenem Publikum siegen. Eigentlich sollte man nicht zwei Kämpfe miteinander vergleichen und aus diesem Vergleich Schlussfolgerungen ziehen. Aber in diesem Fall ist es angebracht. «In der Vorrunde waren die Aargauer in manchen Kämpfen einen Tick besser als wir, es war die eine oder andere zumindest in der Höhe nicht einkalkulierte Niederlage dabei», sagt Urs Bürgler. Er bekräftigt: «Es kommt in der Endabrechnung auf jeden einzelnen Kampf an.» Er erwartet denn auch von einzelnen Ringern eine klare Steigerung. Die Einsiedler haben nun die Möglichkeit, es besser zu machen.
Für «Dynamit» ist also gesorgt. Oder anders herum gesagt: «Hexenkessel»-Stimmung ist angesagt. Für Einsiedeln als Underdog wird es deshalb doppelt schwer werden. Doch wenn gute Stimmung herrscht, dann hilft es auch Einsiedeln. Freiamt ist nämlich in den einzelnen Gewichten stark besetzt und hat noch Potenzial nach oben. Michael Bucher, Marc Weber, Christian Zemp, Nils und Nino Leutert gehören nationalen Kadern an. Ergänzt werden sie vom einstigen Olympiateilnehmer Pascal Strebel, dem EM-Dritten Randy Vock und dem russischen Vorzeige-Techniker Magomed Ayskhanov. Trotz dieser klaren Rollenverteilung besitzt Einsiedeln die Qualität, um den Aargauer eins auszuwischen. Das Team war bisher eine Wundertüte. In der dritten Runde verlor es gegen Kriessern deutlich. Eine Woche später deklassierten sie die Rheintaler und haben in der Tabelle einen Rang gut gemacht. Die Bürgler-Truppe hat mit diesem Sieg ein Ausrufezeichen gesetzt und zeigte eine tadellose Leistung. Dieses Erfolgserlebnis tat allen gut. Zu euphorisch darf man sich aber nicht geben, denn die Realität in der Meisterschaft ist hart. Die Zeit der Wahrheit kommt aber erst in den Playoffs, wenn es um alles oder nichts geht. Freiamt liebäugelt wie schon letztes Jahr mit der Finalteilnahme und wird deshalb nichts dem Zufall überlassen. Einsiedeln erwartet eine hochmotivierte Heimmannschaft, die versuchen wird, von Beginn weg den Stempel aufzudrücken.
Die Einsiedler Ringer hoffen, in der Sporthalle Bachmatten in Muri auf zahlreiche Unterstützung zählen zu können. Der Beginn der Begegnung ist auf 20 Uhr angesetzt.
Werner Schönbächler