Playoff-Kämpfe sind auch Rechenspiele, die mit dem morgigen Hinkampf beginnen und damit eine «neue» Saison einleiten. Sie bergen immer wieder Überraschungspotenzial, worauf Einsiedeln hoffen kann.
W.S. Dass Playoffs im Vergleich zur Qualifikation eigene Gesetze haben, ist keine neue Erkenntnis. Läuft in den Playoffs in der ersten Runde alles nach Plan oder Prognosen? Vielleicht. Aber vielleicht auch nicht. Als Beispiel dient die vergangene Saison, als sich nicht der Qualifikationssieger Willisau, sondern Kriessern im Final mit zwei souveränen Siegen zur grossen Überraschung durchsetzte. Dieses Erdbeben-Risiko ist auch diesmal vorhanden. Genauso war es um den dritten Platz. Einsiedeln hatte nach zwei Kämpfen einen Punkt mehr auf dem Konto als Freiamt. Willisau startet auch dieses Jahr wieder aus der Pole-Position und trifft zum dritten Mal in Serie im Halbfinal auf Einsiedeln. Für viele Ringerfreunde sind die Playoffs eine coole Zeit, weil es um etwas geht. Morgen Samstagabend wird nun in die alles entscheidende Phase der NLA-Mannschaftsmeisterschaft mit der ersten Partie zwischen Einsiedeln und Willisau im Halbfinal gestartet. Gekämpft wird in zwei Begegnungen, den Final erreicht jene Mannschaft, die zwei Siege oder bei einem Sieg und einer Niederlage mehr Wertungspunkte hat. Doch so windstill vor dem Playoff-Start war es noch selten. Das hat wohl damit zu tun, dass Willisau, Kriessern und Freiamt, die drei Grossen des Schweizer Ringsports ohne grössere Erschütterungen durch die Qualifikation gesurft sind. Aber jetzt ist auch bei ihnen der Druck maximal.
Allein schon das Erreichen der ersten K.o.-Runde ist für Einsiedeln hingegen ein Erfolg und keine Selbstverständlichkeit. Es sind solche Momente wie diese, für die das ganze Jahr hart gearbeitet wird. «Diese Herausforderung ist für uns jedesmal gross», erklärt Trainer Urs Bürgler.
Nun begegnen sich beide Vereine zum dritten Mal in dieser Saison. Am 14. September verloren die Einsiedler auswärts mit 19:16 und am 19. Oktober das Heimduell mit 18:20 und das, obwohl sie wie Willisau fünf Kämpfe gewonnen haben.
Im Aufstellungspoker, der im Mannschaftsringen und besonders in den Playoffs eine zentrale Rolle zukommt, hat Willisau mit seinem grossen Kader mehr Möglichkeiten als Einsiedeln. Das Team ist auf dem Papier besser besetzt, aber die Kämpfe werden noch immer auf der Matte entschieden. Und das wissen die Einsiedler spätestens seit dem letztjährigen dritten Rang, was aus fast aussichtsloser Lage noch möglich ist. Da drehten sie den Rückstand von vier Punkten im Rückkampf mit grossem Kampfgeist noch in einen Sieg um, wenngleich sie dabei die Umstände auf ihrer Seite hatten und einfach alles aufging.
Ob Willisau im dritten Anlauf besiegt werden kann, steht in den Sternen. Auf Einsiedler Seite gibt es bei der Aufstellung noch einige Fragezeichen. Kehren die verletzten Kay Neyer, Jan Walker und Illias Pretetiatko wieder ins Team zurück? Ganz in die Karten schauen lassen sich die Einsiedler Verantwortlichen vor dem Fight verständlicherweise nicht. Personalprobleme haben die Willisauer offensichtlich nicht, wenn man die bisherigen Runden analysiert. Bei neun Siegen bezogen sie einzig gegen Kriessern eine Niederlage. Die Luzerner Hinterländer waren einmal mehr das beste Team und scheinen auf den Punkt hin topfit zu sein. Willisau ist in allen Gewichten unglaublich ausgeglichen besetzt, und hat sozusagen keine personelle Schwachstelle in der Mannschaft, was nicht zuletzt auf die getätigten Transfers der letzten Jahre zurückzuführen ist. «Unmöglich ist bekanntlich nichts im Sport, aber es wird natürlich sehr schwer für uns», glaubt Urs Bürgler. Doch wer weiss, vielleicht wird es wieder so eine enge Angelegenheit wie in der Qualifikation. «Da uns die Einsiedler immer wieder alles abgefordert haben, werden wir sie keinesfalls unterschätzen», warnt Willisaus Trainer Rolf Scherrer. Aus seinen Worten ist zu hören, dass er sich keinem Erdbeben-Risiko aussetzen will.
Die Einsiedler Ringer sind sich bewusst, dass sie alles auf die Matte bringen müssen. Die taktische Arbeit wurde in den Trainings gemacht, die möglichen Gegner analysiert. Besondere Emotionen waren bei den Ringern dabei allerdings noch nicht spürbar. Das Playoff-Gefühl wird aber kommen, wenn sie auf die Matte einmarschieren. Dann wird die Spannung so richtig greifbar.
Die Einsiedler Ringer und Klubverantwortlichen hoffen, morgen Samstagabend in der Sporthalle Brüel auf zahlreiche Unterstützung zählen zu können. Der Beginn ist auf 20 Uhr angesetzt. Siehe Inserat.
Werner Schönbächler