Schon vor der Partie steht eigentlich schon fest, dass Einsiedeln den Einzug ins Finale wegen des zu grossen Rückstandes von 19 Punkten nicht mehr schaffen kann. Das stellt doch einige Fragen. Nicht nur zum Match, sondern zum Schweizer Ringsport.
W.S. Die Einsiedler Ringer durften am letzten Samstagabend trotz der hohen Niederlage erhobenen Hauptes von der Matte gehen. Das Resultat war aber eine herbe Enttäuschung. So war es nicht verwunderlich, dass einige nach dem Kampfende apathisch neben der Matte standen oder sassen. Es brauchte eine gewisse Zeit, um runter zu kommen, obschon sie wussten, dass einiges schief gelaufen ist. Willisau war unglaublich ausgeglichen besetzt und hatte sozusagen keine Schwachstelle in den acht Gewichtskategorien. Viele Zuschauer sehen immer mehr, dass sich die oberste Liga in den letzten Jahren zu einer Zweiklassengesellschaft entwickelt hat. In der Nationalliga A verläuft eine klare Trennlinie zwischen der oberen und unteren Tabellenhälfte. Nach der Qualifikation lagen schon sechs Punkte Differenz zwischen dem Dritt- und Viertplatzierten. Zwischen dem Leader und dem Schlusslicht waren es gar 16 Zähler. Diese Rückstände nach zehn Kämpfen sind einfach zu gross. Und das zu einem Zeitpunkt der Saison, zu dem sich die Punktespalte des Tableaus normalerweise dazu eignet, um Erstklässlern das Rückwärtszählen beizubringen.
Während die da unten – wie sie oft despektierlich bezeichnet werden – sich in Negativrekorden gegenseitig übertreffen, sorgen die da oben für Rekorde. Eine Tatsache, die den Verantwortlichen und vor allem den grossen Teams zu denken geben sollte. Wenn es so weitergeht, können sie bald einmal von Beginn weg den Meistertitel unter sich ausmachen. Wer weiss, vielleicht führt es gar zu einer Abspaltung wie in der deutschen Bundesliga. Ist der grosse Graben eine Momentaufnahme? Möglicherweise, aber eine, die durchaus im Trend liegt. In den letzten Jahren hatten mehrheitlich immer die gleichen Teams die Medaillen geholt. Eine Ausnahme bildete im letzten Jahr Einsiedeln mit dem überraschenden Gewinn der Bronzemedaille. Doch dabei dürfte es bleiben. Vor der Einführung der Doppellizenzen war das noch ganz anders. Daran wird sich aber nicht so schnell etwas ändern, weil es den Grossen natürlich so passt.
Zum Duell von morgen Samstagabend in der BBZ-Sporthalle in Willisau: Einsiedelns Ausgangslage im unbarmherzigen Hexenkessel ist miserabel. Die Ringer werden den Weg ins Luzerner Hinterland dennoch nicht scheuen, obschon für Willisau bereits alles im Lot ist. Die Gastgeber werden nicht nachlassen und wollen natürlich vor ihren fanatischen Anhängern glänzen. Wenn es ihnen gelingt, die Motivation und Konzentration hochzuhalten, dürfte es für Einsiedeln wieder nicht viele Ehrenmeldungen geben. Zuletzt hatte das Team verletzte Ringer zu beklagen, von daher bleibt abzuwarten, ob eventuell der eine oder andere Ringer wieder einsatzfähig ist. Doch wäre es besser, sie zu schonen, da der Rückkampf nicht mehr wichtig ist und nur noch für die Statistik zählt. Willisau dürfte wieder die stärksten Ringer nominieren und so die Einsiedler dominieren. Viel wird für Einsiedeln nicht drinliegen, da es lediglich darum geht, die Pflicht zu erfüllen. So dürften die Willisauer schon früh «Finale» singen und ihre Freude aus ihren Kehlen brüllen.
Der Beginn der Begegnung ist auf 20 Uhr angesetzt.
Werner Schönbächler