In der Neuauflage des letztjährigen Halbfinals zwischen Einsiedeln und Willisau gelang den Einheimischen kein Lucky Punch. Sie hatten dabei das Glück in einigen Duellen nicht auf ihrer Seite und mussten eine Kanterniederlage hinnehmen.
W.S. Während die beiden Begegnungen in der Qualifikation noch knapp ausgingen, fiel der Hinkampf im Halbinfal deutlich aus. Die Enttäuschung war zum Greifen: Auf der einen Seite singende und überschwängliche feiernde Willisauer Ringer und Fans, die mit ihren Gesängen aber übertrieben. Ansonsten blieb die Atmosphäre aufgeschlossen, ohne grossen Seitenhiebe und Tücken. Die rund 500 Zuschauenden, unter ihnen viele aus Willisau, sahen trotz des klaren Ergebnisses wenigsten einige gute Kämpfe. Aller guten sind drei, heisst eine Redewendung, die für die Gastringer zutraf. Nach den beiden Siegen in der Qualifikation blieben sie ein weiteres Mal erfolgreich und dürften den Einzug ins Finale vorzeitig geschafft haben. Dennoch ist es nicht ganz einfach, was sich während der 90 Minuten ereignete. Willisau hatte auf jeder Einsiedler Frage eine Antwort bereit. Und den Einsiedlern gingen immer mehr die Fragen aus. Das Resultat war denn am Schluss ein Dämpfer.
Viel Pech
Der Beginn verlief für Einsiedeln entgegen den Erwartungen nicht wunschgemäss. Stone Perlungher führte zweimal, doch konnte Timon Zeder zum 2:2 ausgleichen. Da er den letzten Wertungspunkt holte, ging der Sieg an ihn, was sich im 130 Kilo Greco zwischen Damian von Euw und dem 16 Kilogramm schwereren Delian Alishahi in einem ausgeglichenen Fight beim 1:1 wiederholte. Freistiler River Perlungher liess sich im Greco von Jonas Müller mit einem Hüfter überraschen. Andreas Burkard war im 97 Kilo Freistil gegen Samuel Scherrer hart gefordert – einem Ringer von internationalem Format mit zwei gewonnenen Silbermedaillen an Europameisterschaften. Nach einem verhaltenen Beginn brachte der Willisauer seine Stärken voll zur Geltung und behielt mit 17:5 nach krachenden Beinangriffen das bessere Ende. Burkard holte für die Mannschaftwertung einen Zähler.
Beim Duell zwischen Wesal Akbari und Illia Terzi ging es drüber und drunter. Beide Ringer suchten die Offensive und wechselten sich in der Führung ab. Am Schluss lag Terzi, ein ukrainischer Austauschringer von Bern, mit 13:9 vorne. Akbari riskierte etwas zu viel und vergab damit wohl den Sieg. Damit führten die Gäste bei Halbzeit mit 4:13. Erstmals lag Einsiedeln nach fünf Kämpfen zurück, was nichts Gutes versprach.
Nur zwei Lichtblicke
Trotz dieses misslungenen Starts, der für Gesprächsstoff in der Pause sorgte, gelang den Einsiedlern weiterhin nicht viel. Der nach einer längeren Pause zurückgekehrte Davide Stanisci lieferte einen starken Kampf. Mit einer herrlichen Viererwertung gegen Schweizermeister Joel Marti riss er die Führung an sich. Trotz des Aufkommens des Willisauer Austauschringers von Ufhusen holte er mit 8:5 den ersten Sieg für Einsiedeln. Freistiler Kay Neyer, der unter dem Pfeifferschen Drüsenfieber leidet und deshalb handicapiert war, trat im Greco gegen des Walliser Kaderringer Mathias Martinetti an. In einem engen Kampf behielt er mit 6:5 das bessere Ende. Doch dann stachen Willisaus Trümpfe. Yves Neyer hatte gegen den extrem kompakten Internationalen Mansur Mavlaev, dem besten Mannschaftsringer der beiden letzten Jahre, einen schweren Stand. Er musste sich nach einer Reihe von Durchdrehern technisch überhöht (15:0) geschlagen geben. Damit war die Luft raus und die beiden letzten Begegnungen nur noch für das Protokoll. Bei der Angelegenheit zwischen Jan Faller und Tobias Portmann setzte der Willisauer auf schnelle Angriffe und bezwang damit den Einsiedler technisch überhöht. Noch vor Ablauf der ersten Runde musste Jan Walker gegen Michael Portmann kapitulieren.
Die Einsiedler haben verloren, doch ihre Leistung wurde vom Publikum mit Applaus quittiert. Sie haben alles gegeben, doch am Ende reichte es nicht. Sie standen dem mit Internationalen, Austauschringern und Transferierten gespickten Team auf verlorenem Posten und konnten nur zwei der zehn Duelle gewinnen, was den Ausgang letztlich widerspiegelt. «Wir haben drei Kämpfe etwas unglücklich verloren, doch auch ohne diese Hypothek wäre Willisau wohl als Sieger von der Matte gegangen», räumte Einsiedelns Trainer Urs Bürgler ein.
Tatsache ist aber auch: In der höchsten Ringerliga besteht immer mehr eine Zweiklassengemeinschaft mit einem wachsenden Graben, was die Ergebnisse Playoff-Halbfinals deutlich widerspiegeln und nichts Guten für den Schweizer Ringsport erahnen lässt.
Rückkampf ist nur noch Pflicht
Die vielen Punkte, die Einsiedeln liegengelassen hat, sind nicht mehr wettzumachen. Willisau kann sich bereits auf den Final vorbereiten, sodass der Rückkampf bedeutungslos ist. Einsiedeln hat eine Wunde, die nicht mehr heilbar ist.
Im Rückkampf werden in den Gewichten die Stilarten gewechselt, was aber keine Rolle mehr spielen wird. Einsiedeln wird die Pflicht im Hexenkessel in Willisau am nächsten Samstagabend sportlich erfüllen – nicht mehr und nicht weniger.
Resultatübersicht:
(F = Freistil; G = griechisch-römischer Stil)
57 kg (F): Stone Perlungher – Timon Zeder 1:2
61 kg (G): River Perlungher – Jonas Müller 0:4
65 kg (F): Wesal Akbari – Illia Terzi 1:2
70 kg (G): Kay Neyer – Matthias Martinetti 2:1
75 kg (F): Jan Faller – Tobias Portmann 0:4
75 kg (G): Jan Walker – Michael Portmann 0:4
80 kg (F): Yves Neyer – Mansur Mavlaev 0:4
86 kg (G): Davide Stanisci – Joel Marti 2:1
97 kg (F): Andreas Burkard – Samuel Scherrer 1:3
130 kg (G): Damian von Euw – Delian Alishahi 1:2
1. Playoff-Halbinfal:
Einsiedeln – Willisau 8:27
Freiamt – Kriessern 23:13
Auf-, Abstiegskampf:
Sense – Oberriet 5:33
Werner Schönbächler