Für Einsiedler Ringer folgt der nächste Stresstest
Für die Teams von Einsiedeln und Freiamt, welche den Finaleinzug verpasst haben, beginnt wieder alles von vorne. In Einsiedeln wartet auf den Gegner ein Hexenkessel.
W.S. Dass die Meisterschaft erst in den Playoffs entschieden wird, mussten beide Teams bitter erfahren. Die Kämpfe gleichen den Cup-Spielen im Fussball. Freiamt setzte nach zwei Verstärkungen aus Tschetschenien für den Gewinn des Meistertitels alles in Bewegung. Sie überliessen wirklich nichts dem Zufall und waren in der Qualifikation auf Augenhöhe mit Willisau und klar stärker als Kriessern. Im ersten Halbfinalkampf waren die Aargauer gegen die Rheintaler aber völlig von der Rolle und mussten bös unten durch. Sie handelten einen Elfpunkte-Rückstand ein, der nur noch durch ein Wunder wettgemacht werden konnte. Doch auch im zweiten Duell kamen sie vor eigenem Publikum nicht über ein Unentschieden aus. War das Zufall oder einfach Glück? Oder doch ein logischer Sieg des amtierenden Meisters? Egal wie die Antwort ausfällt, für Freiamt war es schlichtweg ein Drama. Das Ausscheiden war selbst für Ringerexperten ein Rätsel. Doch solche Launen kennt der Sport.
Keine Prognosen
Willisau musste für den Gesamtsieg gegen Einsiedeln hart arbeiten. Es wird sich zeigen, welches Team noch mehr Kraftreserven hat. Es bleibt zu hoffen, dass Einsiedeln trotz des verpassten Sieges noch so robust wie ein Geländefahrzeug ist. Doch Freiamt hat Einsiedeln in den letzten Jahren besonders gut gepasst. Also klare Verhältnisse für die Gäste? Nachdem die beiden Teams gescheitert sind, fallen die Antworten der Teamverantwortlichen so aus, wie sie ausfallen müssen. Niemand will sich zu stark aus dem Fenster lehnen. Auf die konkrete Frage «Ist die Bronzemedaille möglich?», antwortet Einsiedelns Trainer Urs Bürgler nur kurz: «Wir werden es sehen. Ich hoffe, dass meine Ringer zum Erfolg zurückfinden. Wir haben sicher unsere Chance.» Auch sein Antipode auf Freiamts Seite lässt sich nicht in die Karte blicken. Beide hätten aufgrund ihrer Aussagen problemlos im diplomatischen Dienst Karrieren machen können. Sie wissen eben genau, was es für den Gewinn der Bronzemedaille braucht: Viel Konstanz und Selbstvertrauen. Deshalb wagen sie sich nicht auf die Äste hinaus. Einsiedeln hat gegen Willisau eigentlich gut gerungen, doch lag dem Team das Glück nicht immer auf der Seite. «Wir haben gut gearbeitet, vieles richtig gemacht und sind dennoch gescheitert», so Bürgler. Er lobte ausdrücklich die Leidenschaft und die Bereitschaft seiner Ringer, die bis aufs Letzte gekämpft und nie aufgegeben haben. Mit dieser Einstellung verdienten sie sogar den Applaus der Willisauer Fans, die der Leistung damit Respekt zollten.
Nun bringt der nächste Sonntagnachmittag einen weiteren überaus interessanten Stresstest für die Ringerriege Einsiedeln. Wenn alles rundläuft, könnte es für die einheimischen Ringer einen stressfreien Sonntagabend geben. Doch das wollen natürlich auch die Gäste. Es wird sich zeigen, wer nach den beiden zermürbenden Kämpfen noch mehr ringerische Klasse und Reserven hat. Bis jetzt lag der Vorteil in dieser Beziehung bei Freiamt. Einsiedeln muss auch diesmal wieder hart arbeiten. Beide Trainer kennen die Schwächen und Stärken der Teams natürlich bestens. Am meisten Sorgen dürften Bürgler die leichtesten drei Gewichtsklassen des Gegners bereiten. «Hier dürfen wir nicht zu viele Punkte liegen lassen», sagt er. Mit den Zwillingsbrüdern Nino und Nils Leutert sowie Randy Vock verfügen sie hier über enormes Potenzial und sind hier in der Schweiz nur schwer besiegbar. Sportlich sind beide Teams gleich weit wie letzte Saison. Schon damals duellierten sie sich um die «bronzene Auszeichnung». Freiamt hatte die Nase vorne. Doch seither konnte Einsiedeln zulegen und ist stärker geworden. Ein weiteres Merkmal von Freiamt sind die beiden tschetschenischen Ringer. Auf Einsiedler Seite präsentiere deren Landsmann Saifulla Avtonkhanov Extraklasse. Er wurde selbst in Willisau mit einer technischen Kostprobe und einem Blitzsieg zum Publikumsliebling.
Dieser Match verspricht einige interessante Duelle und grosse Spannung. Die Ringer hoffen, wie in den beiden ersten Playoff-Kämpfen auf zahlreiche Unterstützung zählen zu dürfen. Siehe Inserat.
Werner Schönbächler